Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) stellte die geplante Studie zusammen mit Professor Jürgen Rode von der Uni Potsdam und dessen Mitarbeitern am Mittwochvormittag im Rathaus am Alice-Salomon-Platz vor. Die Grundvoraussetzungen für den Sport im Bezirk sind unterschiedlich: Marzahn-Hellersdorf ist gut mit gedeckten Anlagen – in erster Linie Hallen – versorgt, 106 davon sind vorhanden. Dafür liegt die Gegend mit 77 Freiluftflächen deutlich unter dem Berliner Durchschnitt. Zudem hat eine Untersuchung ergeben, dass an den Sportanlagen ein Sanierungsbedarf in Höhe von 36 Millionen Euro besteht. Aus dem Haushalt des bezirklichen Schul- und Sportamts stehen dafür jedoch nur 700.000 Euro jährlich zur Verfügung – „hoffnungslos unterfinanziert“ nennt Komoß den Posten.
Was in Zukunft benötigt wird, soll durch die integrierte Sportentwicklungsplanung bestimmt werden, die das Team der Universität unter Berücksichtigung verschiedener früherer Studien entwickelt hat. Ein wichtiger Bestandteil ist die am 8. September beginnende Befragung von 8.000 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Altersklassen und sechs Ortsteilen in Marzahn-Nord und Hellersdorf-Nord. Den Personen aus der Stichprobe werden Bögen mit 22 Fragen zum Sportverhalten zugeschickt – dabei geht es ausdrücklich nicht nur um die Mitgliedschaft in Vereinen, sondern auch um selbst organisierte Aktivitäten wie Joggen, Walken oder Radfahren. Parallel dazu werden alle Sportvereine, Schulen und Kitas angeschrieben und nach ihrer Situation, Perspektiven und Problemen befragt.
Auch die Sportanlagen werden sorgsam inspiziert
Die Bestandsaufnahme geht jedoch noch weiter: Das Ingenieurbüro für Freiraumplanung Ahner / Brehm wird im gleichen Zeitraum den Zustand der bezirklichen Sportanlagen dokumentieren und beurteilen. Auf Grundlage der verschiedenen Ergebnisse wird eine Bedarfsbestimmung erstellt, die in den weiteren Planungsprozess einfließt. Dieser soll im nächsten Frühjahr kooperativ gestaltet werden: Lokale Experten, Vertreter des Sports, aber auch Bürger sollen die Resultate, die voraussichtlich im Februar vorliegen, gemeinsam diskutieren und zukunftsweisende Handlungsempfehlungen erarbeiten. Diese werden im November 2015 erwartet.
Finanziert wird die Sportverhaltensstudie durch Mittel aus dem Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost. Diese sind jedoch zweckgebunden für den sogenannten Aktionsraum plus, die Großsiedlung Nord-Marzahn/Nord-Hellersdorf einzusetzen – daher auch die Beschränkung der Umfrage auf diese Gebiete, die erst im Lauf der Projektvorstellung so richtig deutlich wurde. Spontan schlug daraufhin Professor Rode vor, 8.000 Euro, die die Sportwissenschaftler der Universität selbst vom zuständigen Brandenburger Landesministerium für ihre Arbeit bekommen haben, dafür einzusetzen, auch Biesdorf, Kaulsdorf und Mahlsdorf abzudecken. In diesen Ortsteilen könnten nun Telefoninterviews durchgeführt werden.
Das Angebot nahmen Bezirksbürgermeister Komoß und Frank Kolbe vom Schul- und Sportamt dankend an. Der Bürgermeister hofft nun natürlich auf die Beteiligung der Bürger: „Ich rufe schon jetzt zu einer regen Teilnahme auf, denn davon hängt wesentlich die Aussagekraft des Sportentwicklungsplans ab, der schließlich die Basis für unser künftiges Handeln im Hinblick auf die Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung in Marzahn-Hellersdorf bilden soll“, so Komoß.