Berliner Persönlichkeiten zeigen ihren Kiez

Birgit Monteiro: Eine Frau der Praxis

Birgit Monteiro stellt sich vor. Vielleicht wird sie in derselben Woche noch zur Bürgermeisterin von Lichtenberg gewählt.
Birgit Monteiro stellt sich vor. Vielleicht wird sie in derselben Woche noch zur Bürgermeisterin von Lichtenberg gewählt.
Alt-Lichtenberg – Die neue Bezirksbürgermeisterin möchte in ihrem Bezirk konkrete Veränderungen bewirken. Als Wirtschaftsstadträtin mit Vergangenheit im sozialen Bereich könnte sie die ideale Netzwerkerin sein. Ein Gespräch über Bauen, Arbeitsplätze und den Tierpark.

Vor fünf Monaten wechselte Birgit Monteiro vom Abgeordnetenhaus und dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit auf den Rathaussessel von Lichtenberg, zuvor besetzt vom jetzigen Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (beide SPD). Die Chance, wieder vor Ort zu sein und unmittelbar Dinge zu bewegen, hatte sie gereizt: „Ich bin jemand, der sehr gern ganz praktisch arbeitet, Politik macht und viele Dinge konkret verändert.“ Der Bezirk, dem sie nun vorsteht, bietet dafür augenscheinlich Potenzial: Lichtenberg boomt, verzeichnet einen Netto-Zuwachs von 300 Bewohnern pro Monat. Gestaltung ist möglich, aber auch nötig.

Ihr Amtsvorgänger kümmert sich inzwischen berlinweit um die Stadtentwicklung und auch Birgit Monteiro versichert, dass Bauen für sie ein wichtiges Thema sei. Lichtenberg hat, was die zügige Erteilung von Baugenehmigungen angeht, einen guten Ruf. Den will die 45-Jährige bewahren und verkündet, dass der Baubereich personell weiter verstärkt werde. Die Kehrseite des Booms benennt sie ebenfalls: „Wir haben das Problem, dass auch bei uns langsam die Flächen knapp werden.“

Auf der Suche nach konkreten Lösungen

Widerspruch der Bürger gegen Neubauprojekte gibt es auch in Lichtenberg vereinzelt, vor allem dort, wo es zu einer Verdichtung kommt. Monteiro, die aus der Stadtteilarbeit kommt, weiß: „Wichtig ist immer, dass man die Anwohner miteinbezieht und die Hinweise, die sie geben, ernst nimmt.“ Gelungen sei das etwa am Stefan-Heym-Platz, wo der Fischerbrunnen erhalten blieb. Mit der Erstellung von Bezirksregionenprofilen möchte die Bürgermeisterin außerdem einen detaillierteren Überblick zur Mietentwicklung in den einzelnen Ortsteilen gewinnen.

Lösungsorientiertes Arbeiten war Birgit Monteiro auch im sozialen Bereich gewöhnt – diesen Ansatz will sie fortsetzen. Wenn etwa ein Sportverein über Nachwuchssorgen klagt, könnte die Bürgermeisterin den Kontakt zu sportbegeisterten Flüchtlingen herstellen. Einen Weg, den Lichtenberg schon in den letzten Jahren eingeschlagen hat, möchte Monteiro konsequent fortsetzen – und mehr: „Unsere bezirklichen Bemühungen um Familienfreundlichkeit und –gerechtigkeit wollen wir verstärken“, verspricht die Mutter von zwei Kindern. Ein entsprechendes Signet hat der Bezirk kürzlich bekommen. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind, auch als verantwortliche Stadträtin, Wirtschaft und Arbeit: „Für mich ist es sehr wichtig, mit den Unternehmern ins Gespräch zu kommen. Eines meiner wichtigsten Themen ist es, die Menschen in Arbeit zu bringen“, so die gebürtige Strausbergerin.

Tierpark und Hubertusbad auf gutem Weg?

Ein überregionales Bezirksthema ist der Tierpark Friedrichsfelde, den der neue Zoodirektor Andreas Knieriem endlich aus den roten Zahlen führen will. Die Bürgermeisterin sieht ihn dabei auf einem guten Weg: „Was ich bei Herrn Knieriem gut finde ist, dass er viele kleine Schritte macht“, so Monteiro. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt sie selbst auf anderen Feldern. So verwundert es nicht, dass sie Knieriem als offenen Gesprächspartner schätzt, dem sie derzeit ihren Wunsch nach mehr Barrierefreiheit im Zuge der Umgestaltung des Tierparks nahebringt. Wenn Monteiro selbst auf dem riesigen Gelände in Friedrichsfelde unterwegs ist, zieht es sie übrigens bevorzugt ins Dickhäuterhaus.

Die Wiedereröffnung des Hubertusbades in der Hubertusstraße hatte Andreas Geisel noch auf seiner To-Do-Liste, als er aus dem Amt des Bürgermeisters schied. Birgit Monteiro setzte sich in der Vergangenheit bereits mit der Initiative „Licht an im Hubertusbad“ für eine Sanierung ein. Nun ist sie zuversichtlich, dass im nächsten Jahr das diesbezügliche Vergabeverfahren abgeschlossen werden kann und 2017 womöglich die Baumaßnahmen beginnen.

Und wie charakterisiert Monteiro den Bezirk, den sie vertritt und in dem sie seit Jahren arbeitet, obwohl sie knapp jenseits seiner Grenzen in Friedrichshain wohnt? „Für mich ist Lichtenberg ein sehr grüner, zentrumsnaher Bezirk mit vielen versteckten Schönheiten“, sagt sie. Drei davon verrät sie Qiez.de auf die Frage nach ihren Lieblingsplätzen in Lichtenberg.

Monteiro mag die Gegend um den Oranke- und den Obersee in Alt-Hohenschönhausen, mit der im April eingeweihten sitzenden Statue namens „Elegie“ an letzterem. Natürlich freut sie sich über die Orangerie, das orange Nachbarschaftshaus in der Schulze-Boysen-Straße, an dessen Einrichtung sie mit dem Nachbarschaftsverein Kiezspinne mitgewirkt hat. 2006 wurde der Bau mit Hilfe von EU-Fördermitteln errichtet – noch bevor Lichtenberg in Mode kam. Die Sanierung des Schlosses Hohenschönhausen, einem Gutshaus in der Hauptstraße und nicht zu verwechseln mit Schloss Schönhausen, schreitet ebenfalls voran. Ein Teil der Räumlichkeiten ist bereits wieder zugänglich und Monteiro empfiehlt wärmstens, sich die vom umtriebigen Förderverein möglich gemachten Veränderungen einmal anzusehen.

Rathaus Lichtenberg, Möllendorffstraße 6, 10367 Berlin

Telefon 030 902960

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