„Das Flussbad gab’s hier schon immer. Ich hab hier als Kind gebadet und meine Kinder haben auch hier schwimmen gelernt“, erklärt Djamila Linke, Geschäftsführerin des Vereins. Als das seit dem Jahr 1897 bestehende Flussbad Gartenstraße im Jahr 1991 wegen schlechter Wasserqualität geschlossen wurde, verkam es mehr und mehr zur Mülldeponie. Ein Jahr später sollte es abgerissen werden. „Da haben wir bei einer Flasche Wein hier gesessen und gesagt: Das ist ja schade!“, erinnert sich Djamila. Also entwarf sie mit elf Mitstreitern ein Konzept für die Nutzung des alten Bades. Das sollte für die Kinder und Jugendlichen des Bezirks erhalten bleiben und außerdem zur Begegnungsstätte werden: „Der Cöpenicker e.V.“ war geboren, ein Verein mit dem sperrigen Anhang „Zur Förderung von Bildung und Erziehung sowie Erforschung, Bewahrung, Pflege und Förderung der Geschichte des Bezirks Köpenick“.
Das Schönste ist das Chaos
Einige Behördengänge und Spenden von Anwohnern und Unterstützern hat es seither gebraucht, aber schon im August des Jahres 1993 öffnete das Flussbad Gartenstraße wieder. Seitdem können Besucher jeden Alters wieder für wenig Geld in der Dahme baden. Die sanierten Räumlichkeiten direkt am eigens gepflegten Sandstrand beinhalteten schon zur Eröffnung eine Fahrradwerkstatt und Aufenthaltsräume für Kinder und Jugendliche, später kamen eine Medienwerkstatt, eine Jugendherberge und Seminarräume dazu. Im Flussbad kann man außerdem Volleyball spielen, Kanu oder Floß fahren. „Im Sommer geht’s hier zu wie bei Zille: die einen so, die anderen so“, beschreibt Djamila den regen Zulauf. Allerdings sei dieses Chaos auch das Beste am Flußbad, „dieser Widerspruch zwischen feiner Hochzeit, Grillabend und Kinder- und Jugendarbeit.“ Und Jürgen ergänzt: „Wir freuen uns immer am meisten, wenn’s funktioniert. Wenn das Chaos hier in geregelten Bahnen abläuft.“
Die leckeren Salate und das kühle irische Bier schmecken im authentischen Köpenicker Ambiente so gut, dass das Restaurant am Flussbad mittlerweile über die Kiezgrenzen hinaus bekannt ist. Japaner, Russen oder Australier essen, feiern und übernachten in der Gartenstraße. „Und das ist ja auch für die Jugendlichen schön, dass so andere kulturelle Einflüsse in den Kiez kommen“, sagt Djamila. Und ruft uns so wieder in Erinnerung: In diesem Köpenicker Juwel ist der kulinarische Genuss Nebensache. Die Hauptsache ist, dass es hier einen Ort gibt, an dem sich wirklich jeder wohlfühlen kann.
Übrigens sind die Kids und Jugendlichen von der Jugendarbeit des Cöpenickers auch an der Organisation des „Kietzer Sommers“ beteiligt, einem Straßenfest, das nun schon zum 20. Mal Besucher aller Altersklassen in die Gassen und Höfe des Fischerkietzes lockt. Am 20. Juni 2015 ist es wieder soweit.