Flussbad Gartenstraße

Von Kindern, Kultur und Kilkenny

Auf der Terrasse des Krokodils hat man einen herrlichen Ausblick auf die Dahme. Direkt nebenan: der Strand des Flussbades.
Auf der Terrasse des Krokodils hat man einen herrlichen Ausblick auf die Dahme. Direkt nebenan: der Strand des Flussbades. Zur Foto-Galerie
Fischerkietz – Nahe der Köpenicker Altstadt liegt ein Kleinod mit viel Geschichte, in dem kulinarischer Genuss, soziales Engagement, Kultur und Planscherei aufeinandertreffen. Was "Der Cöpenicker" in Berlins ältestem Flussbad bietet, ist einen Ausflug in Berlins grünsten Bezirk wert.

Für Hochzeiten, Seminare und Übernachtungen
Bei den einen ist der Backsteinbau an der Dahme als „Flussbad Gartenstraße“ bekannt, bei anderen als Restaurant „Krokodil“. Beides stimmt, dieser besondere Ort in Köpenick lässt sich aber weder auf kulinarische Genüsse noch auf seine bald 120-jährige Badegeschichte reduzieren. Heute wird das „Kommunikations- und Ausbildungszentrum Flussbad Gartenstraße“ als Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftszentrum, Ausbildungsbetrieb, Veranstaltungsort, Hostel und Restaurant genutzt. Was das nun alles mit einem Flussbad zu tun hat, haben wir uns von Djamila und Jürgen erklären lassen, die sozusagen zum Inventar der Einrichtung gehören.

„Das Flussbad gab’s hier schon immer. Ich hab hier als Kind gebadet und meine Kinder haben auch hier schwimmen gelernt“, erklärt Djamila Linke, Geschäftsführerin des Vereins. Als das seit dem Jahr 1897 bestehende Flussbad Gartenstraße im Jahr 1991 wegen schlechter Wasserqualität geschlossen wurde, verkam es mehr und mehr zur Mülldeponie. Ein Jahr später sollte es abgerissen werden. „Da haben wir bei einer Flasche Wein hier gesessen und gesagt: Das ist ja schade!“, erinnert sich Djamila. Also entwarf sie mit elf Mitstreitern ein Konzept für die Nutzung des alten Bades. Das sollte für die Kinder und Jugendlichen des Bezirks erhalten bleiben und außerdem zur Begegnungsstätte werden: „Der Cöpenicker e.V.“ war geboren, ein Verein mit dem sperrigen Anhang „Zur Förderung von Bildung und Erziehung sowie Erforschung, Bewahrung, Pflege und Förderung der Geschichte des Bezirks Köpenick“.

Das Schönste ist das Chaos

Einige Behördengänge und Spenden von Anwohnern und Unterstützern hat es seither gebraucht, aber schon im August des Jahres 1993 öffnete das Flussbad Gartenstraße wieder. Seitdem können Besucher jeden Alters wieder für wenig Geld in der Dahme baden. Die sanierten Räumlichkeiten direkt am eigens gepflegten Sandstrand beinhalteten schon zur Eröffnung eine Fahrradwerkstatt und Aufenthaltsräume für Kinder und Jugendliche, später kamen eine Medienwerkstatt, eine Jugendherberge und Seminarräume dazu. Im Flussbad kann man außerdem Volleyball spielen, Kanu oder Floß fahren. „Im Sommer geht’s hier zu wie bei Zille: die einen so, die anderen so“, beschreibt Djamila den regen Zulauf. Allerdings sei dieses Chaos auch das Beste am Flußbad, „dieser Widerspruch zwischen feiner Hochzeit, Grillabend und Kinder- und Jugendarbeit.“ Und Jürgen ergänzt: „Wir freuen uns immer am meisten, wenn’s funktioniert. Wenn das Chaos hier in geregelten Bahnen abläuft.“

Im Krokodil sitzt man gemütlich (c) Henkenjohann
Und wie hängt das nun mit dem Restaurant Krokodil zusammen? „Die Gaststätte war eigentlich ein Treffpunkt für uns, um abends mal ein Bier zu trinken und Musik zu hören“, erklärt Djamila. Darum gab es anfangs in der Gartenstraße noch wöchentlich Folk-Konzerte, Kabarett- oder Filmabende. Dann musste der Verein hungrige Hostel- und Seminargäste zufriedenstellen und aus dem improvisierten Treffpunkt wurde 1998 das Restaurant Krokodil mit einer eigenen Küche. „Damit ist uns dann der Dreh von der Punk-Kneipe zum Restaurant gelungen“, bringt Jürgen die Sache auf den Punkt. Und für das braucht man geschultes Personal, was dazu führte, dass das Krokodil heute auch ein Ausbildungsbetrieb für Jugendliche aus komplizierten Familienverhältnissen ist.

Die leckeren Salate und das kühle irische Bier schmecken im authentischen Köpenicker Ambiente so gut, dass das Restaurant am Flussbad mittlerweile über die Kiezgrenzen hinaus bekannt ist. Japaner, Russen oder Australier essen, feiern und übernachten in der Gartenstraße. „Und das ist ja auch für die Jugendlichen schön, dass so andere kulturelle Einflüsse in den Kiez kommen“, sagt Djamila. Und ruft uns so wieder in Erinnerung: In diesem Köpenicker Juwel ist der kulinarische Genuss Nebensache. Die Hauptsache ist, dass es hier einen Ort gibt, an dem sich wirklich jeder wohlfühlen kann.

Übrigens sind die Kids und Jugendlichen von der Jugendarbeit des Cöpenickers auch an der Organisation des „Kietzer Sommers“ beteiligt, einem Straßenfest, das nun schon zum 20. Mal Besucher aller Altersklassen in die Gassen und Höfe des Fischerkietzes lockt. Am 20. Juni 2015 ist es wieder soweit.

Foto Galerie

Flussbad Gartenstraße und Restaurant Krokodil, Gartenstr. 46, 12557 Berlin

Telefon 030 65880094

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Dienstag bis Donnerstag von 17:00 bis 23:00 Uhr
Freitag von 17:00 bis 0:00 Uhr
Samstag von 15:00 bis 0:00 Uhr
Sonntag von 11:00 bis 22:00 Uhr

Gemütlich, verwachsene Ecke für den Genuss eines kalten Drinks an heißen Sommertragen, mit Blick aufs Wasser.

Gemütlich, verwachsene Ecke für den Genuss eines kalten Drinks an heißen Sommertragen, mit Blick aufs Wasser.

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