Möbelpacker leerten am Montag die Zimmer des Bordells „Café Pssst!“ in Wilmersdorf, nachdem sie das Interieur der Bar schon am Freitag im Auftgrag eines Gerichtsvollziehers abtransportiert hatten. In dem über Berlin hinaus bekannten Sexclub läuft die Zwangsräumung, wie die Chefin Felicitas Schirow bestätigte. Nach knapp 18 Jahren muss sie den Betrieb an der Brandenburgischen Straße wegen Miet- und Steuerschulden aufgeben – fast genau 15 Jahre nach ihrem aufsehenerregenden Gerichtserfolg, mit dem sie maßgeblich zur Entkriminalisierung der Prostitution beigetragen hatte.
Felicitas Schirow, die damals noch Weigmann hieß, trat in TV-Talkshows auf und organisierte 2013 auch eine Veranstaltung in der Urania, um Thesen der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer aus deren Buch „Prostitution – ein deutscher Skandal“ zu widersprechen.
Im Bordell sank der Umsatz
Seit 2014 seien aber oft zu wenig Gäste im „Café Pssst!“ gewesen, sagt die 58-Jährige. „Ich brauche mindestens 30.000 Euro Umsatz pro Monat, um etwas zu verdienen.“ Im vorigen Juli und August konnte sie die Miete nicht zahlen. In den folgenden Monaten gelang dies zwar wieder, aber sie konnte die bereits angehäuften Schulden nicht tilgen, die sich auf mehrere zehntausend Euro summierten. Einen Grund für die Probleme sieht Schirow darin, dass sie sich viel um ihren heute siebenjährigen Sohn kümmerte und nicht mehr ständig selbst im Bordell anwesend war. Ihr Ehemann, von dem sie getrennt lebt, habe sie vertreten, aber das habe wohl nicht so gut geklappt.
Zuletzt kamen etwa 30 Prostituierte regelmäßig ins „Café Pssst!“, um in der Bar den Kontakt zu Freiern zu suchen und ein Zimmer zu mieten. Schirow betonte stets, die Frauen seien auf eigene Rechnung und ohne Zwang tätig. Dies hatte ihr auch die Polizei nach Kontrollen bestätigt. Betroffen von der Schließung sind außerdem vier Voll- und Teilzeitmitarbeiterinnen sowie zwei Aushilfen, die nicht zu den Prostituierten gehörten.
Neueröffnung unter anderer Führung?
Schirow schreibt gerade ein Buch über die Prostitution und über sich, ihr politisches Engagement geht weiter. Aktuell kämpft sie zusammen mit einigen Interessenvertreterinnen der Sexbranche gegen das von der Bundesregierung geplante Prostituiertenschutzgesetz. Dieses sieht unter anderem vor, dass sich jede Prostituierte bei einer Behörde anmelden und jährlich eine Gesundheitsberatung absolvieren muss. Solche Reglementierungen führen nach Meinung der Kritikerinnen vor allem dazu, dass mehr heimlich gearbeitet werde oder viele „Sexarbeiterinnen“ ihren Job aufgäben.