Mit geschlossenen Augen könnte man denken, Dimitri Schostakowitschs Festliche Ouvertüre würde gerade von einem Weltklasse-Orchester wie den Londoner Symphonikern oder dem Seoul Philharmonic Orchestra in den Saal geschmettert werden. So dynamisch und feurig erklingen Bläser, Streicher und Schlaginstrumente. So leicht und melodisch ertönen Querflöten und Klarinetten. Doch die Musiker, die an jenem Montagabend in der Berliner Philharmonie sitzen, sind gerade erst zwischen elf und 21 Jahre alt. Zusammen mit ihrem musikalischen Leiter, dem britischen US-Amerikaner Benjamin Zander, befindet sich das 2013 gegründete Boston Philharmonic Youth Orchestra zurzeit auf einer Europa-Tour durch Tschechien, Deutschland und die Schweiz.
Besonderer Stopp: Berlin
Die Darbietung der Bostoner in Berlin gibt nicht nur einen musikalischen Vorgeschmack auf das Young Euro Classic Festival, das vom 6. bis zum 23. August im Konzerthaus am Gendarmenmarkt stattfinden wird. Sie stellt außerdem einen ganz besonderen, emotionalen Höhepunkt in der Geschichte des Dirigenten Benjamin Zander dar. Dessen Eltern waren 1937 aus Nazideutschland nach England geflüchtet. Dennoch wurden acht zurückgebliebene Familienmitglieder während des Holocausts ermordet. Vor der ehemaligen Wohnung in Berlin erinnern heute noch Stolpersteine daran.