Ausstellung im Rathaus Charlottenburg

Briefe ins Gefängnis

Für politisch Inhaftierte sind Briefe oft die einzige Verbindung zur Außenwelt.
Für politisch Inhaftierte sind Briefe oft die einzige Verbindung zur Außenwelt.
Otto-Suhr-Allee - Ab 17. Januar sensibilisiert im Rathaus Charlottenburg eine Ausstellung der Menschenrechtsorganistion Amnesty International für das Schicksal politischer Häftlinge in der Türkei und der ganzen Welt.

„Briefe ins Gefängnis – Fenster zum Leben“, so der Name der „Ausstellung des Mitgefühls“, die bis Mitte Februar exemplarisch an das Schicksal des deutschen Staatsbürgers Mehmet Desde erinnert. Der kurdischstämmige Desde reiste 2002 in die Türkei, um dort an der Beerdigung seines Vaters teilzunehmen. Die Reise nahm ein schreckliches Ende: Völlig willkürlich wurde Desde von Angehörigen der türkischen Antiterroreinheit festgenommen. Der Vorwurf lautete auf Mitgliedschaft in einer linken Organisation. Es folgten ständige Verhöre, Folter sowie Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug. Trotz diplomatischer Bemühungen durfte Desde erst sechs Jahre später, am 17. Oktober 2008 nach Deutschland zurückkehren. Schwere gesundheitliche und seelische Schäden begleiten ihn bis heute.

Nachdem Amnesty International 2007 begann, sich für den Häftling Desde einzusetzen, erreichten ihn in türkischer Haft tausende solidarische Briefe und Postkarten aus aller Welt. Dieses „Fenster zum Leben“ ermutigte Desde, Autor des Buches „Folter und Haft in der Türkei – Ein Deutscher in den Mühlen der Willkürjustiz“, zum Weitermachen und Durchhalten.

Eine Wanderausstellung von Amnesty International, die nun im Rathaus Charlottenburg Station macht, präsentiert zahlreiche dieser Briefe und macht damit nicht nur auf prekäre Zustände in der Türkei, sondern auf das Schicksal von Häftlingen in der ganzen Welt aufmerksam.

Jeder kann helfen!

Übrigens: Jeder, der Solidarität beweisen möchte, hat auf der entsprechenden Website von Amnesty International die Möglichkeit, sich über zu Unrecht Verurteilte oder zu Unrecht zu Tode Gekommene in aller Welt zu informieren und ihnen oder ihren Angehörigen einen eigenen Unterstützungs-Brief zu schreiben. Egal ob an den seit 2009 in Mexiko vermissten Héctor Rangel Ortiz, den in Syrien inhaftierten Ali Mahmoud Othman oder den 2011 in Kamerun wegen „homosexueller Neigungen“ festgenommenen Jean-Claude Roger Mbede – überall können die Briefe im besten Falle Kraft spenden und/oder etwas bewegen.

„Ich bin Amnesty International dankbar für diese Ausstellung. Sie zeigt am Beispiel von Mehmet Desde, was die Haft für politische Häftlinge bedeuten kann, aber sie zeigt auch, dass jeder von uns Mitgefühl zeigen und etwas tun kann, um politischen Häftlingen zu helfen und Regierungen unter Druck zu setzen, damit rechtsstaatliche Verfahren durchgeführt werden. Ich freue mich, dass Mehmet Desde dabei sein kann, wenn wir die Ausstellung eröffnen, und ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg“, so Charlottenburg-Wilmersdorfs Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, der die Ausstellung „Fenster zum Leben“ am 17. Januar um 16 Uhr eröffnen wird.

Rathaus Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 100, 10585 Berlin

Telefon 030 902910
Fax 030 902914666

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Das Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz wurde 1941-43 erbaut.

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