Wie schmeckt eigentlich Berlin? Wer die Antwort auf diese Frage sucht, der findet sie seit März dieses Jahres in der Schöneberger Goltzstraße. Hier haben Thanos Petalotis und Kolja Orzeszko ihre Bäckerei Brot ist Gold eröffnet, wo sie aus wenigen, aber lokalen Zutaten feines Sauerteigbrot anbieten. Und mit diesem Brot wollen die beiden einen geschmacklichen Zugang zur Stadt Berlin schaffen.
Dabei ist Bäckerei eigentlich eine nicht ganz zutreffende Bezeichnung. Der kleine, minimalistisch eingerichtete Laden ähnelt eher einer Galerie: Keine Theke, dafür aber ein langer Holztisch in der Mitte des Raumes. Daneben ein Regal mit Glastüren, in denen die Brote gelagert werden. Ansonsten eine Holzbank, ein Sessel und ein paar Vintage-Lampen – das war’s auch schon. Auch keinen Kaffee, keinen Kuchen und keine Croissants wird man hier bekommen: nur hochwertiges Brot. „Von draußen würde man vielleicht nicht sofort denken, dass wir hier Brot verkaufen. Aber Missverständnisse helfen uns aufzufallen“, erzählt Thanos.
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Gemeinsam mit seinem Kollegen Kolja hat Thanos vor einem Jahr die Idee gehabt, Brote herzustellen, deren Zutaten aus dem Berliner Umkreis stammen. Aus maximal 100 Kilometer Entfernung stammt beispielsweise das Mehl: „So können wir lokale, familiengeführte Betrieben unterstützen und die Transportwege kurzhalten.“ Gebacken wird das Brot in einer befreundeten Backstube am Innsbrucker Platz. Hier muss der Teig erstmal viele Stunden lang ruhen, damit die leckere Kruste entsteht. Anschließend wird der Teig mit der Hand gefaltet und schonend gebacken, das heißt bei sinkenden Temperaturen. Derzeit gibt es zwei verschiedene Brote zur Auswahl: ein Roggen- und ein Weizenbrot. Ein Laib kostet 5 Euro und hält bis zu vier Tage.
Dass Thanos und Kolja ein gutes Team abgeben würden, wussten die beiden Wahl-Berliner schon vor der Eröffnung von Brot ist Gold: Beiden waren bei dem Sportartikelhersteller adidas angestellt. Doch statt auf einen Global Player zu setzen wollten sie sich nun auf das Wesentliche reduzieren. Im vergangenen Jahre fingen sie an, selbstgebackene Brote auf Wochenmärkten zu verkaufen. Und weil es so gutes Feedback gab, gingen sie kurze Zeit später einen Schritt weiter und eröffneten ihren ersten Laden in der Schöneberger Goltzstraße.
„Unser Brot ist nicht einfach nur ein Produkt. Es soll ein kleines Geschenk sein“, schwärmt Thanos. Denn schließlich würde ein gutes Brot einem auch immer das Gefühl von Zuhause vermitteln. „Brot ist auch ein emotionales Thema. Etwas, was die Leute verbindet und zusammenkommen lässt. Dafür nehmen sie sogar Umwege in Kauf. “ Da kommt auch der große Tisch in der Mitte des Ladens ins Spiel: Hier sollen Menschen gemeinsam das Brot, die regionalen Zutaten und sogar die Landwirte, von denen sie beliefert werden, treffen. „Hier kann man sich auf eine kleine sensorische Reise begeben und Berlin anhand unseres Brotes kennenlernen. Es ist eine Einladung, an der Entwicklung dieser Stadt teilzuhaben“, sagt Thanos. Dafür sind bereits sogenannte „Abendbrot-Events“ und Backkurse geplant.
Weil Thanos und Kolja nachhaltig arbeiten und nur das herstellen wollen, was nachgefragt wird, sind die Brote am Ende des Tages meist komplett ausverkauft. Wer Lust auf ein frisches Sauerteigbrot von Brot ist Gold bekommen hat, der sollte unbedingt auf der Website vorbestellen.