Die neue Reihe der Berlin Stories taucht mit dem Bildband Vagabondage Diary tief in die dunklen Ecken des Berliner Nachtlebens ein: Fotograf und Künstler Ed Broner, der sonst große Leinwände mit viel Farbe bemalt, verzichtet hier gänzlich auf bunte Akzente und setzt auf Schwarz-Weiß. Er präsentiert ein Werk, das von Street Photography und persönlichen Skizzen bis hin zu inszenierten Porträts reicht. So entsteht eine „Bibliothek der Hauptstadtblicke“, die vor allem in den Details interessant wird: Gerade der kleine Ausschnitt des Geschehens – extravagante High Heels, dreckige Sneakers, ein nasses Dekolleté mit Mittelfinger oder eine Handgeste – gewinnen durch das fehlende Element dazu und vermitteln eine stumme Botschaft an den Betrachter. Die Entscheidung, in Schwarz-Weiß zu drucken, war zweifellos eine kluge: Die provokanten Bilder von Nacktheit und Sex schaffen es erst durch die Abwesenheit von Farben zu einer künstlerischen Seriosität, statt zu einem schrillen Karussell eitler Belanglosigkeiten zu verkommen.
Entstanden ist der Bildband vor allem durch persönliche Erfahrung: Der französische Künstler stürzte sich dafür selbst ins Nachtleben Berlins und zeigt, dass das alte Motto Sex, Drugs & Rock’n’Roll immer noch seine Berechtigung hat in der Clubszene der Hauptstadt. Das Buch mit Abbildungen von Graffiti, Partyszenen, Oldtimern, schrägen Persönlichkeiten und nackten Frauen und Männern bietet einen zynischen, teilweise verstörenden Blick auf die Vergnügungssucht und Selbstinszenierung einer Selfie-Gesellschaft. Egal ob man das Berliner Partyleben liebt oder verabscheut – der intime Blick auf seine Akteure in diesem Bildband ist faszinierend und erschreckend zugleich.
Der Bildband Berlin Stories 2: Ed Broner. Vagabondage Diary