In meiner Kolumne habe ich ja schon häufig über diese oder jene Arten von Männern geschrieben. Über „Sextheoretiker“ zum Beispiel. Oder generell über Typen, die einfach nicht aus dem Quark kommen. Nun hat sich eine Autorin namens Britta Avalon Kagels offenbar gedacht: Ich bastele mal eine Liste von Männern, die so gar nix taugen. Und herausgekommen ist das Buch „Finger weg von diesen Typen. 33 Männer, auf die Frauen verzichten können“.
Das ist ja ein tolles Ding. Das würde ja mein und das Leben vieler anderer Frauen bedeutend einfacher machen. Schon auf dem Cover sehe ich ein paar Beispiele, von denen ich denke: Ach ja, stimmt, den hatte ich auch schon. Der geht gar nicht. Der Softie zum Beispiel. Da spricht Avalon Kagels von dem „Fluch der Frauen, die einen soften Mann bevorzugen, aber doch bei einem landen, an dem sie sich schnell die Finger verbrennen. Und gleichzeitig Fluch der Männer, welche die ewigen besten Freunde sein werden.“ Ja, das kenne ich auch.
Softie? Blender? Kenne ich
Ebenso wie den „Blender“, der irgendeinen Quatsch erzählt, der irgendwann wie ein Kartenhaus zusammenpurzelt. Oder den „Psycho“, also den Mann „mit einem ordentlichen Dachschaden“. Mir, leider, auch schon begegnet. Aber dann fange ich auch schon an zu grübeln. Kann ich Männer ernsthaft in Kategorien wie „Psycho“, „Nerd“ oder gar „Loser“ einteilen? Ich bin ja selbst um harte Urteile nicht verlegen, aber eine derartige Pauschalisierung von offenkundigen Defiziten, teils sogar psychologischer Natur?
Offenbar ist das der Autorin selbst auch irgendwie bewusst. Und so versucht sie schon in ihrem Vorwort, alles zu erklären. Und zu verharmlosen. Kein Mann sei „eine Niete, nur weil er Fußballfan ist“. Es ginge hier um eine Anhäufung von Klischees. Und es gäbe natürlich immer Dinge, die gar nicht gehen. Etwa ein Mann, der seine Frau betrügt oder gewalttätig ist. Ach. Das ist ja eine interessante Erkenntnis. Und sowieso sei der Großteil der Männer nicht so krass wie die hier im Buch beschriebenen. Nun ja.
Harte Urteile, wenig Substanz
Da frage ich mich nur erstens: Tut ein Buch wie dieses dann tatsächlich Not? Und zweitens: Wie groß wäre wohl der Aufschrei, wenn eine Frau ein Pendant schriebe, mit 33 Frauentypen, die man tunlichst meiden solle? Etwa „Die Heulsuse“, „Die Verklemmte“ oder „Die Karrieregeile“, die dem armen Mann Kind und Hausarbeit verweigert? Denn das wären in etwa Beispiele, die in dasselbe sprachliche Horn blasen. Kann man dann auch witzig finden. Muss man aber nicht.
Immerhin: Avalon Kagels liefert zu jedem Typ Mann ein kleines, aus dem Leben gegriffenes Beziehungsbeispiel. Meist junge Menschen Mitte 20, die es mal probieren mit dem Zusammensein. Und sie lässt jedem Typ Mann Vor- und Nachteile angedeihen. Der „Nerd“ hat nämlich doch noch eine kleine Chance, nicht für den Rest seines Lebens alleine „Pokémon Go“ spielen zu müssen. Und zwar dann, wenn er eine Gleichgesinnte trifft. Eine „Nerdin“! Darauf muss man erstmal kommen. Zusammen passt, wer ähnliche Hobbies und Vorlieben teilt. Das ist ja ein Ding.
Keine Chance für das Muttersöhnchen
Ganz düster sieht es für das Müttersöhnchen aus. Der kann nur mit einer Frau zusammenleben, die seine Mutter als ewig präsente und grauenhaft gemeine Dauerpartnerin erträgt. Denn ändern wird der sich NIE, und seine Mutter ist IMMER ganz eng verwandt mit Satan. Übel.
Ein bisschen witzig wird es dann beim Typ „Das Arschloch“. Oh ja, auch das gibt es. Da erzählt eine Nina ihren Freundinnen, dass ihr Ex sie gefragt habe, ob sie ihm ein Schnitzel brate. Und danach habe sie ihm einen blasen sollen. Aber auf Facebook habe sie erfahren, dass das eine ganz fiese Nummer sei. Denn der „Schniblo“ sei eine Art Wette von ihm und seinen Freunden. Oder von Arschloch-Männern generell? Ich verstehe diese Stelle beziehungsweise das Problem nicht so ganz, aber es ist wirklich eine der witzigsten Stellen im Buch. Erst Schnitzel, dann blasen. Das finde ich gar nicht schlecht. Ich habe schon Männern Dinge geschrieben wie „ich will erst mit dir im See schwimmen und dann am Ufer vögeln.“ Oder „komm, lass uns Schnaps trinken und dann besoffen voll wilden Besoffski-Sex haben.“ Und das habe ich dann sogar meinen Freundinnen erzählt. Bin ich auch ein Arschloch? Ein weibliches?
Nun will ich aber auch mal milde sein. Für manche Frauen, die einfache Antworten auf große Beziehungsfragen suchen und einfach mal hören wollen, dass Männer eben oft ganz schön schwierig sind, mag sich in diesem Buch das eine oder andere „aha-Erlebnis“ bereithalten.
Für alle anderen liefert „Finger weg von diesen Typen“ einen eher geringen Erkenntnisgewinn. Und allenfalls das, was die Autorin im Vorwort verspricht: Es soll ein bisschen „zum Schmunzeln anregen“. Vielleicht tut es das an anderen Stellen anders als beabsichtigt – aber das macht ja nix.
Britta Avalon Kagels: Finger weg von diesen Typen, 33 Männer, auf die Frauen verzichten können, Verlag Schwarzkopf und Schwarzkopf, 9,99 Euro