Dahlem-Dorf - Seit 1968 versorgt die Buchhandlung Schleichers den Kiez und Literaturbegeisterte aus der ganzen Stadt mit hochwertigem Lesestoff. Für ihr kulturelles Engagement, das auch Literaturveranstaltungen und die enge Zusammenarbeit mit Autoren und Verlagen umfasst, wurde die Kiezinstitution 2008 zur besten Buchhandlung Deutschlands gewählt. Nun ist ein weiterer Preis hinzugekommen.
Auf der Frankfurter Buchmesse 2014 wurde die Buchhandlung Schleichers gemeinsam mit den sieben weiteren Mitgliedern der Kooperation 5plus mit dem Julius-Campe-Preis des Hoffmann und Campe Verlags ausgezeichnet. Damit würdigten die Verantworlichen „die literaturvermittelnde Rolle des Buchhändlers vor Ort […], die in vielen weiteren literarischen Buchhandlungen in ganz Deutschland erlebt und deren kulturelle Bedeutung nicht genug gewürdigt werden kann“, so die Initiatoren. Seit Frühjahr 2012 gehört Schleichers zu der 2009 ins Leben gerufenen Initiative, die zweimal im Jahr ein hochwertiges Magazin mit unabhängigen Buchempfehlungen aus den einzelnen Häusern sowie einmal jährlich ein exklusives Büchlein mit unveröffentlichten Texten herausbringt.
Und auch sonst kann man sich auf die Qualität des Schleichers’schen Sortiments verlassen. „Bei uns wird keine Bestsellerei betrieben. Wir stopfen nicht zehntausende Quadratmeter voll, sondern kaufen gezielt ein. Das ist schließlich die Aufgabe eines Buchhändlers: auch mal ’nein‘ sagen zu können. Alles was bei uns auf den Tischen ausliegt, ist deshalb zumindest diskussionswürdig“, betont Jürgen Schleicher, der 1967 als Student der FU mit einem kleinen Büchertisch seine Karriere als Buchhändler begann und schon ein Jahr später einen eigenen Laden in der Königin-Luise-Straße eröffnete.
Von der reinen Studenten- zur Kiezbuchhandlung
Rasch entwickelte sich die Buchhandlung zu einer festen Adresse der aufgewühlten und wissensdurstigen Studentenschaft. Im Laufe der Jahrzehnte löste man sich jedoch vom Status als reine Studentenbuchhandlung. Zum einen weil „die Studentenbewegung abdriftete in die Anarchie“, wie Schleicher es umschreibt, und zum anderen, „weil es so einfach nicht funktioniert hätte“. Und das liege nicht nur an den fünf Monaten Semesterferien im Jahr, so der Buchhändler. „Heute haben die Studenten aufgrund der getakteten Bachelor- und Masterstudiengänge einfach keine Zeit mehr zum Lesen. Es werden nur die Seiten angeschaut, die der Dozent aufgegeben hat und dabei sind Bücher auch nicht mehr in dem Maße das Arbeitsmittel, wie es früher der Fall war. Das ist einfach eine ganz andere Art von Studium heute.“
Schon in den 70er Jahren wandte sich die Buchhandlung Schleichers, die in jenem Jahrzehnt einen zusätzlichen Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite bezog und damit bis vor einigen Jahren „die einzige geteilte Buchhandlung in der wiedervereinigten Stadt“ betrieb, verstärkt dem bildungsbürgerlich geprägten Lesepublikum aus dem eigenen Kiez zu. „Dank der Vergößerung unserer Ladenfläche begannen wir schon Ende der 70er mit unseren Autorenlesungen. Gemeinsam über Literatur sprechen zu können gehört zu unseren wichtigsten Erfolgsfaktoren“, so Jürgen Schleicher, der die Buchhandlung gemeinsam mit seiner Frau Silke Grundmann-Schleicher und etwa zehn Mitarbeitern betreibt. „Wir sind nicht auf Laufpublikum angewiesen, sondern haben viele Stammkunden, auch aus anderen Teilen der Stadt.“ Dadurch ergebe sich eine gewisse Eigendynamik: „Autoren und Verlage wissen um das gute und interessierte Publikum und kommen gerne zu uns. Und unsere Leser profitieren von der aktiven Kulturpolitik und den vielen Veranstaltungen.“
Mit diesem Konzept hat der in Frankfurt/Oder geborene Jürgen Schleicher auch die Buchhandlung im Charlottenburger Literaurhaus wiederbelebt. Seit 1988 wird bei Kohlhaas & Company ein ebenso ausgewähltes Sortiment angeboten, wie weiter unten im Südwesten der Stadt. Für seinen Kiez engagiert sich Schleicher aber auch noch an anderer Stelle: Er gehört zu den Gründungsmitglieder des Vereins „Freunde der Domäne Dahlem“, dem es zu verdanken ist, dass Landgut und Museum heute ein beliebter Anlaufpunkt für Familien aus der ganzen Stadt sind. Gerade arbeitet man an Maßnahmen, um die Anlage für Besucher noch attraktiver zu machen. Nicht nur in Sachen Literatur hat der Kiez Dahlem-Dorf Jürgen Schleicher also ziemlich viel zu verdanken.
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