Just Kids von Patti Smith Biografie (Yuki)
Diese Biografie hat mich ein paar Wochen in einem ähnlich heißen Sommer begleitet und war für mich ein Miterleben und Mitfiebern einer Zeit, die ich nur aus Dokus kannte. Ich war Anfang der 2000er das erste Mal in New York, die Stadt sah da natürlich schon ganz anders aus als das was Patti Smith in den 70ern entdeckte als sie aus New Jersey ankam. Wenn die Rocklegende von ihren Anfängen in der Stadt erzählt, dann ist das eine faszinierende Welt einer jungen Frau, die ihre Stimme und ihre Kreativität als Künstlerin findet. Sie wollte nicht ein Leben als Kellnerin fristen, sondern fand in der Beat Generation und in Dichtungen von William Blake Futter für ihren unruhigen Geist. Den perfekten Partner für ihre Anfang 20 fand sie in Robert Mapplethorpe, mit dem sie sich eine Wohnung in Brooklyn teilte. Beide waren so arm, dass es ein Leben an der absoluten Existenzgrenze wurde. Sie haben ihre Liebe und die Begegnung mit Lebenskünstlern und großen Persönlichkeiten der Straße. Und natürlich den Traum von einem Leben ohne Kakerlaken in der Matratze. Just Kids ist eine herausragende Biografie von der Punkqueen Smith, die ihre Stärke sowohl aus den Ups und Downs ihres Leben gezogen hat und daran lässt sie den Leser in vollen Zügen teilhaben.
Just Kids: Die Geschichte einer Freundschaft; Fischer, 11 Euro
Wiener Straße von Sven Regener (Juliane)
Herr Lehmann ist natürlich ein Klassiker unter den Berlin-Büchern. Im vergangenen Jahr hat der Autor Sven Regener wieder einen lustigen Roman nachgelegt, der sich um die Machenschaften von Frank Lehman dreht. Insgesamt umfasst die Reihe jetzt vier Bände, jeder für sich ein Genuss. Wiener Straße spielt im Kreuzberg des Jahres 1980. Dort findet sich Herr Lehmann in einer WG mit der rebellischen Chrissie und zwei verrückten Künstlern wieder. Er muss sich im Irrsinn des Bezirks zwischen Widerstand und Kunst behaupten und führt wieder einmal unnötige aber herrliche Kneipengespräche. Leichte Lektüre, die sich schnell wegliest. Ideal für einen sieben-Tage-Urlaub. Für mehr Infos, lies unsere ausführliche Rezension.
Wiener Straße; Galiani Berlin, 22 Euro
Sonnenkönige von Marianne Jungmaier (Nikolaus)
Mit einer Dosis Sex und Party geht Sonnenkönige los und schafft es ungemein schnell, sich in den Berliner Rhythmus einzugrooven, dem Hauptfigur Aidan und seine Freunde/Mitbewohner folgen. Drogen und Fetisch-Partys, WG-Leben und prekäre Jobs – all das kommt darin vor, aber im Kern geht es doch um andere Fragen. Aidan muss herausfinden, ob seine alte offene Beziehung noch zu retten ist und was ihn wirklich glücklich macht. Eine wichtige Rolle bei seiner Selbstverwirklichung spielt das Favilla-Festival in der Wüste Nevadas, für das er einen riesigen Holzdrachen baut. Marianne Jungmaiers Roman ist ein schnell zu lesender Trip durch ein Berlin, wie man es sich vorstellt oder sogar selbst erlebt. Sonnenkönige kommt trotz Zuspitzungen authentisch rüber – es schadet sicher nicht, dass die Österreicherin Jungmaier einige Jahre hier gewohnt hat. Etwas weniger gelungen sind die ausufernden Beschreibungen im hinteren Teil des Buchs, als es nach Amerika geht. Der Spirit des Wüsten-Musikfestivals lässt sich eben nicht so leicht zwischen zwei Buchdeckel pressen. Trotzdem: Sonnenkönige ist sehr gelungene Urlaubslektüre für Berlin-Fans.
Sonnenkönige; Kremayr & Scheriau, 19,90 Euro
Flugangst 7A von Sebastian Fitzek (Tina)
Ich habe den Berliner Bestseller-Autor Sebastian Fitzek erst Anfang des Jahres für mich entdeckt. Das ist ziemlich gut, weil der Herr Fitzek ja so ein fleißiger Autor ist aka ungefähr jedes Jahr seit 2006 ein Buch schreibt, so dass ich jetzt erstmal eine ganze Weile mit guten Psychothrillern versorgt bin. Sein bisher spannendstes Werk finde ich übrigens Abgeschnitten, ist aber echt nichts für schwache Nerven. Prima für den Urlaub, vielleicht aber nicht mit dem Flieger, haha, ist Flugangst 7A. Darin geht’s um die Urängste beim Fliegen, die null und nichtig sind, sobald das Leben deiner eigenen Tochter von deiner folgenschweren Entscheidung abhängt …
Flugangst 7A; Droemer HC, 22,99 Euro
Alles auf Rot von Jan Böttcher und Frank Willmann (Julia)
„Ein Tipp für Unioner und alle, die es noch werden wollen“, könnte man sagen. Sage ich aber nicht. Denn weder kann man durch die Lektüre eines Buches Fan eines Vereins werden, noch braucht ein Unterstützer des 1. FC Union Berlin ein solches um zu wissen, was er an seinem Verein hat; zumal es schon einige Bücher gibt, die seine Geschichte und Eigenheiten zum Thema haben. Doch dieses hier ist anders: Dreißig Autoren bekamen die Aufgabe, sich mit Union Berlin auseinanderzusetzen, es zu erleben und ihre Eindrücke niederzuschreiben. Neben Berichten von Menschen, die das erste Mal in der Alten Försterei waren oder Erinnerungen an ihre Jugend in irgendeinem Dorf-Verein wiederkäuen, stehen auch für Anhänger interessante Berichte niedergeschrieben. Schöne Einblicke gewähren etwa der Beitrag von Union-Bloggerin Stefanie Fiebrig über Köpenicks Spieler-Nachwuchs, ein Kneipengespräch unter Fans, dem wir dank Torsten Schulz‘ Erinnerungen beiwohnen oder Gunnar Leues Erlebnisbericht aus dem Sonderzug nach Dortmund. Auch einen Flaschensammler vor dem Stadion, Präsident Dirk Zingler, Künstler aus dem Vereinsumfeld oder Union-Chronist Gerald Karpas lernt man beim Lesen (besser) kennen. Kurzweilige Texte zum Schmunzeln, Schwelgen und drüber Diskustieren.
Alles auf Rot. Der 1. FC Union Berlin; Blumenbar, 18 Euro
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