„Berliner sind einfach nur Arschlöcher. Grundlos, unreflektiert und monoton gleichbleibend. Es gibt keinen Hype, es gibt nur das verzweifelte Schreien nach Aufmerksamkeit mit den armseligsten Äußerlichkeiten, weil sich keine Sau für einen interessiert. Der Dialekt wird auch in Brandenburg in die Gegend gebrochen und ist unter Nazis der gute Ton. Die Eigenwilligkeit der Berliner ist nichts weiter als ein egoistisches, stumpfes Dahinvegetieren und der Versuch, die eigene Minderwertigkeit an möglichst vielen auszuleben, die es mit sich machen lassen.“ So kündigt Kristjan Knall schon in der Einleitung seines Werks „Berlin zum Abkacken“ (Eulenspiegel Verlag, 9,99 Euro) an, was den Leser auf 160 Seiten erwartet: nämlich ein Hasslied auf die Stadt, aufgeteilt nach Bezirken.
Überall ist es Scheiße
In welchem Kiez er selbst wohnt, das wollte Knall uns nicht verraten. „Könnte ich gleich nackt durch den saudischen Königshof rennen“, erklärte er. „Bei so vielen Fans rennen die mir sonst die Bude ein. Nur so viel: Komme von hier und bin verdammt oft umgezogen, ist ja überall Scheiße.“ Wie natürlich zum Beispiel in Prenzlauer Berg. Hierüber ist zu lesen: „‘Der‘ Prenzlauer Berg ist so wenig Berlin wie nötig und so viel München wie möglich. Im Prenzlauer Berg findet man alles, was man für ein Leben in der Ikeawelt braucht: Bistros, Weinstuben, snobistische Bars und alle möglichen Ramschläden, die ihren Müll als Kunst oder Handarbeit für teuer, ehrlich verdientes Geld verkaufen.“ So geht das noch sechs Seiten weiter. Aber nicht nur Bezirke, die per se Reibungsflächen bieten, stehen bei Knall auf der Abschussliste – jeder Bezirk kriegt sein Fett weg.
Im Kapitel über Charlottenburg zieht Knall ordentlich vom Leder: „So widerlich das alles ist, wenigstens bleiben diese Leute unter sich. Es ist eine inzestuöse Gesellschaft von Arschlöchern, die so kleingeistig ist, es nur im eigenen Kiez nötig zu haben, sich etwas zu beweisen. Insofern sind sie angenehmer als der Mitte-Yuppie“, findet der Autor. Und: „Mitte ist alles – was Berlin nicht ist. Mitte ist der Brutkasten für die nächsten Generationen von Arschlöchern.“
Schlimm weg kommt auch Wedding, das laut Buch „der letzte Dreck“ ist. „Ein Hort für Menschenmüll. Es stinkt, und man kann sich in feuchten Hinterhöfen gut vorstellen, wie grauenhaft das Leben im Berlin zur Zeit der Industrialisierung war.“
Nur „zuknallen“ geht
Im Grunde könnte man diesen Artikel noch ewig fortführen mit Knalls Lästereien, die einem ziemlich lauten Schrei nach Aufmerksamkeit gleichen. Bleibt doch die Frage: Warum um alles in der Welt lebt dieser Mann in Berlin? „Es wird zwar immer weniger, aber es gibt hier noch immer mehr kreative Freiräume von kapitalistischem Verwertungsdruck. Aber hey, Radio Fritz startet ne Sammlung für mich, damit ich mich aus der Stadt verpisse. Wenn das klappt, bin ich weg“, sagt er. So lange schießt er sich vermutlich ab – denn das ist seiner Meinung nach das Einzige, was man hier noch machen kann. „Zuknallen, das geht“, findet er. „Am besten in Freiräumen, besetzten Häusern, selbstorganisierten Clubprojekten, Spontanpartys. Und es ab und zu knallen lassen: am 1.Mai, bei ner Demo gegen die Flugfeldbebauung Tempelhof, oder wenns zu sehr nach korrupten protofaschistischen Politikern stinkt.“ Ah ja.
Wer wissen möchte, wer so etwas von sich gibt, der kommt am besten zu Kristjan Knalls Buchpremiere am Mittwoch, den 20. März in Lehmanns Buchhandlung, Haus Hardenberg, Start um 20.15 Uhr, Eintritt: 7,50 / erm. 5 Euro.