Bürgergespräch zum Hundeverbot

Die Schlacht um den Schlachtensee

Die Bürgerinitiative "Berliner Schnauzen" rief vor der Diskussionsveranstaltung zu einer Demonstration auf.
Die Bürgerinitiative "Berliner Schnauzen" rief vor der Diskussionsveranstaltung zu einer Demonstration auf. Zur Foto-Galerie
Grunewald - Das größte Hundeauslaufgebiet Europas wird am 15. Mai von 753 auf 723 Hektar verkleinert. An den Ufern von Schlachtensee, Krumme Lanke und Riemeisterfenn sind Hunde künftig verboten. Bei einem Bürgergespräch am 15. April sollten Anwohner und Hundehalter über die Neuregelungen in Kenntnis gesetzt werden. Ein echter Dialog kam dabei leider nicht zustande - den erhitzten Gemütern und einem rigorosen Auftreten der zuständigen Stadträtin Christa Markl-Vieto sei Dank.

Das gut gefüllte Audimax. (c) Trieba
Vor allem für Hundehalter war die Veranstaltung Mitte April im Audimax der FU Berlin eine ziemlich frustrierende Angelegenheit. „Ich will erst mal keinen Kompromiss. Sondern den See den Badenden zur Verfügung stellen“, eröffnete Christa Markl-Vieto, die verantwortliche Stadträtin für Jugend, Gesundheit und Umwelt, den Abend. Eine etwas unglückliche Formulierung, wurde damit doch dem Versuch eines echten Dialogs mit Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten – der Hundelobby und den Hundekritikern an Schlachtensee und Krumme Lanke – von vorneherein ein Riegel vorgeschoben. Auch Statements wie „der Grunewaldsee [das beliebteste Negativbeispiel des Abends] stinkt wie ein nasser Hund“, „das Seewasser wird von den Hunden zugeschissen“ und „im Grunewald werden die Menschen von Hunden gejagt“ sorgten bei verantwortungsvollen Hundebesitzern, die sich den Spaziergang rund um den Schlachtensee nicht verbieten lassen wollen, für Bauchschmerzen.

Auf der anderen Seite: Anwohner und Seebesucher, die den Status quo – die meisten Hunde bewegen sich am Seeufer frei, gehen baden und versetzen Familien mit Kindern, Jogger, Schwimmer und Radfahrer zunehmend in Aufregung – nicht mehr akzeptieren wollen. Sie sind Christa Markl-Vieto dankbar für die Einführung der sogenannten „Hundeampel“. Deren roter Bereich weist ab 15. Mai an den Uferbereichen der genannten Seen ein absolutes Mitführverbot für Hunde aus. Die Front gegenüber den Hundehaltern ist dabei verhärtet. Während die einen vor allem das Zustandekommen der aktuellen Beschlusslage („Wir wurden vollkommen übergangen!“) sowie die zunehmende Diskriminierung von Hundehaltern im Stadtraum beklagen, führen Hundegegner den Umweltschutz, das Recht auf hundefreie Naherholung und die soziale Inkompetenz vieler Hundhalter für sich ins Feld.

Viel Geknurre im Audimax

Markl-Vieto rechtfertigt ihre Pläne. (c) Trieba
Die jeweiligen Meinungen – von „Argumenten“ kann man hier kaum sprechen, da zwei Wochen vor Einführung der Hundeampel niemand bereit zu sein scheint, auch nur ein Mü von seiner Überzeugung abzuweichen – wurden Mitte April lautstark ausgetauscht und sorgten abwechselnd für heftigen Applaus respektive Pfeifkonzerte im gut gefüllten Audimax, in dem sich die Hundekritiker gefühlt in der Mehrheit befanden.

Dass die angespannte und zum Teil recht aggressive Stimmung im Saal überhaupt in einigermaßen gesittete Bahnen gelenkt werden konnte, ist dabei allein dem sehr kompetenten Organisationsteam zu verdanken. Mit Verweis auf die immer wieder eingeblendeten Gesprächsregeln schaffte man es tatsächlich, alle Podiumsgäste – Bezirkspolitiker und Beschlussverantwortliche „gegen“ Melanie Knies („Berlin mit Hund“) und Gisela Düllberg (Bügerinitiative „Berliner Schnauze“) als Vertreter der Hundehalter – zu Wort kommen zu lassen und dafür zu sorgen, dass verschiedene Stimmen im Saal gehört wurden. Das Ausschalten von Mikrofonen und Besucher, die wahlweise aufgebracht den Saal verließen oder dazu ansetzten, das Podium zu stürmen, müssen dabei wohl als Kollateralschäden verbucht werden.

Am Ende bleibt festzuhalten, dass sich das Argument einer reinen „Alibiveranstaltung“ nicht von der Hand weisen lässt. Denn wie auch immer man zum generellen Hundeverbot an Schlachtensee und Krumme Lanke stehen mag, die Hundehalter werden mit dem Bewusstsein in die anstehende zweijährige „Testphase“ entlassen, dass ihre Stimme am Seeufer ungehört verhallt ist. Ob man einen Kompromiss tatsächlich hätte finden können (etwa durch mehr Mülleimer oder verstärkte Bemühungen zur Einhaltung des Leinenzwangs), ist fraglich. Ein einvernehmlicher Versuch und ein Bürgergepräch noch im Jahr 2014 hätte sicher zu einer etwas befriedeteren Lage am Seeufer beigetragen. So bleibt am Ende viel Frust auf der einen Seite und eine gewisse Überheblichkeit bei der Steglitz-Zehlendorfer Anwohnerschaft festzuhalten.

„Ich persönlich bin mit meinem Hund nie am Schlachtensee unterwegs. Dort ist mir gerade im Sommer das Gezanke zwischen Hundehaltern und Nicht-Hundehaltern viel zu anstrengend. Auch kann ich einige Argumente etwa in punkto Umweltschutz total nachvollziehen. Und doch bleibt hier irgendwie ein ungutes Gefühl zurück. Etwa weil es am Schlachtensee nicht eine einzige Toilettenanlage gibt. Davon auszugehen, dass im Sommer nur die Hunde für Unrat im Wasser sorgen, ist also ganz schön einseitig. Außerdem war vor allem ein Gedanke von Hundehalterin Melanie Knies ziemlich treffend: Als Hundehalter zahlen wir viele Steuern. Es wäre schön, wenn man für die zwei Jahre, in denen ‚uns‘ nun etwas weggenommen wird, auch mal etwas Neues geben würde – noch mehr sinnvoll aufgestellte Hundebeutelspender etwa, oder mehr Auslaufflächen im Osten der Stadt. Und dass der Grunewaldsee – der ohnehin schwer mit den Öffentlichen zu erreichen und auch deswegen weniger von Familien aus der Stadt aufgesucht wird – als stinkendes, gefährliches Gewässer dargestellt wird, das den Hundehaltern ‚geopfert“ wurde, darüber muss ich einfach nur schmunzeln.“

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