Im Allmende-Kontor können alle BürgerInnen ihr eigenes Stück „Stadtnatur“ gestalten: Seit dem vergangenen Jahr haben sich mehr als 700 Berlinerinnen und Berliner das Motto des Gemeinschaftsgartens „Gründet neue Gärten in der Stadt!“ zu Herzen genommen und auf dem 5000 Quadratmeter großen Gelände hunderte von Obst-, Gemüse- und Blumenbeeten angelegt.
Seit diesem Frühjahr ist auch der Bienengarten von Claudia Leucht und Gawan Mühl ein Teil der kooperativen Gemeinschaftsanlage. Hier werden Familien, Kindergruppen und Anwohner mit der Bedeutung der Bienenzucht und der biologischen Vielfalt auf dem Tempelhofer Feld vertraut gemacht.
Artenvielfalt in der Hauptstadt
„Der Ansatz unseres Projektes ist zuallererst ein pädagogischer“, so Claudia Leucht. „Wir möchten interessierten Besuchern einen Einblick in die Imkerei ermöglichen und darüber hinaus auf den hohen Artenreichtum auf der Tempelhofer Freiheit aufmerksam machen.“ Allein 124 Wildbienenarten würden einer Studie des Ökologen Christoph Saure zufolge auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens leben. „Welch ein schützenswertes Ökosystem hier in den vergangenen Jahrzehnten entstanden ist, ist nur den wenigsten Besuchern klar.“
Ende April bezog das junge Bienenvolk den zuvor in gemeinschaftlicher Arbeit angelegten Garten der Initiative „Schaut mal: Bienen!“. „Im Frühjahr teilen sich die Völker und wir durften den kleinen Schwarm einer benachbarten Imkerin übernehmen“, berichtet Leucht. Noch immer kümmere sich die Fachfrau um das Wohlergehen des Bienenvolkes. „Die artgerechte Haltung unserer Bienen war Grundvoraussetzung für unser Projekt“, so Leucht, die trotz ihrer Arbeit im agrarwissenschaftlichen Bereich auf die Unterstützung einer professionellen Imkerin setzt.
Vor dem Einzug der kleinen Nutztiere zeigten sich jedoch nicht alle im Allmende-Kontor aktiven Gärtner von der Idee des Bienengartens angetan. „Manche Teilnehmer reagierten mit Angst auf den Plan, ein Bienenvolk in direkter Nachbarschaft zu ihren Beeten anzusiedeln“, erinnert sich die Initiatorin. Doch mit vielfältigen Aktionen und einer kompetenten Aufklärung über das Verhalten der Bienen und ihre Bedeutung für die heimische Flora konnten diese Berührungsängste erfolgreich abgebaut werden.
Urbane Umweltbildung
Mit Führungen zu den Wildinsekten und Wildpflanzen des Allmende-Gartens, mit Mal- und Bastelaktionen für Kinder, bei denen etwa „Insektenhotels“ entstehen, oder durch das gemeinsame Anpflanzen neuer Gewächse im Bienengarten lädt die Initiative alle Besucher, Anwohner und Familien zum Kennenlernen und Mitmachen ein. Seit Mitte des Monats informiert darüber hinaus eine Schautafel über das Bienen-Projekt auf dem Tempelhofer Feld.
Zunächst ist das Fortbestehen des Bienengartens, der als offizieller Standort der Initiative „Berlin summt“ gelistet ist und im Juli prominenten Besuch von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner erhielt, bis Ende des Jahres gesichert. Doch nach dem Ende der Bienensaison im Herbst wollen die Initiatoren Claudia Leucht und Gawahn Mühl Unterstützer und freiwillige Helfer zu Workshops einladen und die Zukunft des Bienengartens planen.
„Wir machen auf jeden Fall weiter“, verspricht Leucht. „Zunächst muss allerdings geklärt werden, wer wann welche Aufgaben im Garten zu übernehmen bereit ist.“ Wer das Projekt unterstützen möchte, ist herzlich ins Allmende Kontor eingeladen – und darf sich als Dank für die Hilfe vielleicht sogar über ein Glas des leckeren und unverkäuflichen Honigs vom Tempelhofer Feld freuen.
Weitere Informationen unter schautmalbienen.wordpress.com und unter www.urbanacker.net
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