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Es war einmal ein Bunker ...

Der Eingang in den Flachbunker in Lichterfelde verschafft uns Zutritt zur Vergangenheit und zur Berliner Geschichte.
Der Eingang in den Flachbunker in Lichterfelde verschafft uns Zutritt zur Vergangenheit und zur Berliner Geschichte. Zur Foto-Galerie
Geschichtsträchtiges Areal: Im Zweiten Weltkrieg rettete ein Flachbunker in Lichterfelde Menschenleben, mit dem Bau von Eigentumswohnungen wird die Vergangenheit begraben… Nicht ganz, wir erinnern uns!

Keine Atempause, Geschichte wird gemacht…. Der Zweite Weltkrieg ist für die Kinder, die demnächst auf dem Spielplatz toben werden, der auf dem Gelände des Bunker-Areals entsteht, so weit weg wie für uns eine Ferienreise auf den Mond. Und doch ist es wichtig, daran zu erinnern, was einmal war: Der Bunker hat Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt. Nun wurde er zugeschüttet, um Platz zu machen für eine moderne Wohnanlage, die jungen Familien auf ihre Art Schutz bieten wird.

Wir haben uns mit Wolfgang-Michael Görwitz unterhalten. Denn sein Großvater war es, der das über 7000 qm große Grundstück an der Kurfürstenstraße in Lichterfelde zu Beginn des letzten Jahrhunderts gekauft hat. Während des Ersten Weltkriegs hatte seine Großmutter Frieda, die übrigens nicht ganz unbeteiligt an der Fleurop-Gründung war, dort Gewächshäuser errichtet und war damit sehr erfolgreich. Später beim Buddeln ist man häufig auf Tonscherben gestoßen, erinnert sich ihr Enkel. Alte Blumentöpfe, klar. „Als kleiner Junge habe ich mit meinem Bruder und mit Freunden dort immer Höhlen gebaut. Das Grundstück war ein Paradies für uns“, erzählt Görwitz weiter. Hühner habe es gegeben und seit den späten 80er Jahren eine Schwimmhalle. Das Zentrum der Familie war natürlich ihr Wohnhaus, erbaut 1888.

Auf Führer-Erlass von 1940 mussten viele Grundstückbesitzer Platz freigeben, für den Bau öffentlicher Bunker. 1941 geriet die Kurfürstenstraße ins Visier des Programms unter der Leitung von Albert Speer. Den Plan, das Areal aufzukaufen, konnte Großvater Görwitz durchkreuzen und die Bunker-Erbauer mit einem Pachtvertrag abfinden.

800 Quadratmeter Sicherheit unter der Erde

So entstand hier ein Zivilbunker, der mit geräumigen 800 qm gut 250 Personen Schutz bot: Wände und Boden satte zwei Meter dick. Es gab zwei Eingänge, Toiletten, einen Wasserzulauf und einen Generator für Elektrizität. Zwei Meter ragte der Bunker aus der Erde. Und tatsächlich konnte der Bunker Leben retten: Mindestens drei Häuser in der Nachbarschaft wurden bombardiert und zerstört, darunter auch das Wohnhaus der Familie Görwitz. Nach dem Krieg wurde der Bunker als Senatsreserve für die Lagerung von unbelichtetem Filmmaterial, Milchpulver und getrockneten Aprikosen benutzt. „Das stank manchmal gewaltig“, meint Görwitz und lacht.

Unter Denkmalschutz wurde der Bunker nie gestellt, so stand dem Bau von 43 Eigentumswohnungen, dem Kurfürsteneck, obendrauf und drum herum nichts im Wege. Ende des Jahres sind die Immobilien bezugsfertig und auf dem Gelände beginnt eine neue Ära, hoffentlich eine friedliche. 

Da tut sich was. Ein Teil des Areals vor der Bebauung. ©Jutta Goedicke

Foto Galerie

Es war einmal ein Bunker ..., Kurfürstenstraße 25, 12105 Berlin

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