U-Bahn und Straßenbahn

BVG lässt sich neue Züge etwas kosten

In ein paar Jahren sind diese alten Tatrabahnen aus dem Stadtbild verschwunden.
In ein paar Jahren sind diese alten Tatrabahnen aus dem Stadtbild verschwunden.
Die BVG gibt das Geld mit vollen Händen aus, aber am richtigen Ende: Rund 600 Millionen Euro lässt sich der Verkehrsverbund neue, wartungsarme Züge für U-Bahn und Straßenbahn kosten. Ihr wichtigstes Projekt bleibt jedoch die U5.

Die Berliner Verkehrsbetriebe machen sich bereit für die Zukunft. 39 Trams und 26 U-Bahnen wurden vom Aufsichtsrat bewilligt. Schon 2010 wurden 99 Straßenbahnen des Modells Flexity geordert. Die 600 Millionen Euro, die für die Käufe aufgebracht werden müssen, kommen aus den Kassen des Landeshaushalts. Die vom Aufsichtsrat genehmigte Vertragsverlängerung von Vertriebs- und Finanzvorstand Henrik Falk, sowie der Vorstandschefin Sigrid Nikutta um je fünf Jahre muss noch von der Gewährträgerversammlung abgesegnet werden.

Mit den Niederflurbahnen der Marke Bombardier sollen hauptsächlich die Tramlinien der M2 bis M8 bewirtschaftet werden. Die neuartigen Wagen sind ein Grund für erhöhtes Fahrgastaufkommen. Jedoch waren diese besonders im Winter meist überfüllt, weshalb Fahrgäste nicht zusteigen konnten. Daher wurde die Zahl der Züge mit 40 Metern Länge beim Kauf erhöht. Eine Unabhängigkeit von Wendeschleifen bei den meisten Zügen soll zudem die höchstmögliche Auslastung steigern. Die Tatrazüge, welche vermehrt zur Reparatur müssen, werden bei der Einführung der neuen Wagen 2017 „endgültig ausgemustert“, heißt es in einer Mitteilung.

45 Jahre Dienst gehen 2017 zu Ende

Zur Eingewöhnung sollen die bestellten U-Bahn-Züge bei ihrer Ankunft zunächst auf Kleinprofil-Strecken der Linien U1 bis U4 erprobt werden. Die alten Wagen, die 2017 ersetzt werden, haben dann schon 45 Jahre Fahrdienst auf dem Buckel.

Die Waggons der neuen Züge sollen nicht durch Wände getrennt sein und der entstehende lange Schlauch soll durch Luftfederung „einen erhöhten Fahrkomfort sichern“. Videoüberwachung wird im ganzen Zug vorhanden sein. Einen barrierefreien Eingang für Rollstühle und Kinderwagen mit praktischem Stellplatz soll es ebenfalls geben. Dieser wird mit behindertengerechten Tastern ergänzt. Die Energieeffizienz der neuen Wagen zeigt sich in der Rückführung eines Fünftels des Stroms beim Bremsen: Die überschüssige Energie wird dann wieder in die Stromschiene geleitet.

Bereits 2015 sollen Vorserienfahrzeuge, die als Probemodelle vorgesehen sind, geliefert werden. In Pankow bei der Firma Stadler werden sie hergestellt. Eine andere Farbe als das geliebte U-Bahn-Gelb kommt den Berlinern und auch Sprecherin Reetz nicht in die Tüte. Für die 26 neu gestrichenen Züge bezahlt das Land 158 Millionen Euro.

Chaos verhindern

Bei Stefan Gelbhaar, dem verkehrspolitischen Sprecher der Bündnisgrünen, reagierte leicht verdutzt auf die Nachricht über die Verlängerung der Vorstandsverträge. Nikutta wäre durch ihre Leistung einleuchtend, bei Falk sei die Lage etwas weniger klar. Gelbhaar prangert an, dass Falk direkt und ohne Ausschreibung in seine Stelle gerutscht sei. Durch die Verlängerung werde die Erinnerung daran nicht besser. Experten halten die Anschaffung neuer Züge für zweckmäßig, um den geregelten Ablauf zu erhalten und von kritischen Tendenzen wie bei der S-Bahn verschont zu bleiben.

Die U-Bahnlinie U5 bleibt weiterhin das Steckenpferd der BVG. Beim Bau des Kreuzungsbahnhofs „Unter den Linden“ wird es an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden über ein Jahr zu Behinderungen kommen. Und auch unterirdisch wird es stocken. Die U6 wird zwischen den U-Bahnhöfen Friedrichstraße und Französische Straße völlig abgerissen, um sie später mit der U5 zusammenzuführen. Die Behinderungen dauern vom 1. Juli bis Oktober 2013 an. Beim „Tunneltag“ am 1. Juli können die Leute in die Röhre der U6 hinabklettern, um sie zu Fuß zu erkunden, bevor sie dem Erdboden gleich gemacht wird.

Die Grabungen werden noch bis Herbst 2014 andauern. Der endgültige Abschluss der Bauarbeiten an dieser Stelle ist in vier Jahren geplant. Die 2,2 Kilometer U-Bahn werden mit 433 Millionen Euro Baukosten veranschlagt. Davon soll den Hauptteil der Bund tragen. Wenn der Zeitplan eingehalten werden kann, fährt der erste Zug von Hönow zum Hauptbahnhof 2019 durch. Mit 150.000 Kunden rechnet die BVG für die U5 – pro Tag. Nur die schönen neuen Züge werden dort nicht eingesetzt werden können: Die U5 ist im Großprofil angelegt.


Quelle: Der Tagesspiegel

BVG Berliner Verkehrsbetriebe, Holzmarktstr. 15-18, 10179 Berlin

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