Zugegeben, das % Arabica ist schon sehr schick und sehr szenig. Zumindest für einen Hinterhof in der Reichenberger Straße in Kreuzberg. Und trotzdem passt es mit seiner unaufgeregten, unabhängigen Weltgewandheit irgendwie perfekt hierher. Vor allem aber wird hier ein Kaffee verarbeitet, zubereitet und serviert, der seinesgleichen sucht und nichts will als großartig schmecken. Man hat fast das Gefühl, als würde sich der junge Barista jedesmal kurz vor der blitzeblanken Kaffeemaschine verbeugen, bevor er den Siebträger ansetzt.
Vielleicht hat man aber auch nur diesen Eindruck, weil der Tokioter Ursprung des Konzepts an allen Orten und Ecken spürbar wird. Da wären zum einen das minimalistische, an die ikonische Gestaltung von Dieter Rams angelehnte Design, mit viel Weiß und Glasflächen. Der Küchenbereich ist wie ein Aquarium ringsum von nahtlosen Glaswänden umstellt. Durch sie kann man den Mitarbeitern beim liebevollen Zubereiten der ausgewählten Speisen zuschauen, was uns direkt zum nächsten Punkt führt. Die Sorgfalt und Hingabe, mit der hier Apfelgehäuse präzise entfernt und Schalen vom Fruchtfleisch getrennt werden, lässt einen in meditative Bewunderung verfallen. Wenn wir uns im wahren Leben doch nur halb so hingebungsvoll der Dinge annehmen könnten, die Welt wäre eine achtsamere und sicher auch schönere.
So kann man im Arabica Café zumindest Food auf einem quasi upgegradeten, mit einer japanischen Essenz perfektionierten Niveau genießen. Das als Bacon, Egg & Cheese Sandwich getarnte gegrillte Croissant, die gerösteten Möhren und Linsen oder das warme Bananenbrot schmecken durch die Bank großartig. Schließlich haben wir es hier mit Profis zu tun. Gründer Kenneth Shoji startete mit Arabica im Jahr 2013 seinen persönlichen Third Wave Coffee-Traum und bringt seither die Menschen getreu des Laden-Mottos Experience the world through coffee an 19 Standorten weltweit einander näher. Der große Store in der Reichenberger Straße in Kreuzberg ist Europas Flagship-Store. Darauf haben wir gerade noch gewartet.