Was den Wedding früher ausgezeichnet hat? Billige Mieten, keine besonderes aufregende Gastronomie. Ersteres hat sich, wie in ganz Berlin, geändert, letzteres an vielen Stellen auch. Da es schon seit ein paar Jahren im Wedding auch höherpreisige Lokale gibt, war es nur eine Frage der Zeit, bis ein entsprechendes Café seine Pforten öffnet. The Visit ist so ein Laden, am Standort des ehemaligen Nähmaschinengeschäfts, direkt am Leo.
Betritt man das Café, wird sofort klar: Hier, an der Ecke Nazarethkirchstraße/Müllerstraße, muss eine Art UFO gelandet sein. Das neue Café The Visit wirkt wie ein Alien inmitten der üblichen Folklore des Leos. Hört man sich im Raum um oder wendet man sich an die Bedienung, fällt auf: Hier wird nicht türkisch oder arabisch gesprochen, sondern meist Englisch (und Deutsch) – bislang eher untypisch für den Wedding. Der Standort ist nicht schlecht gewählt, denn große Fenster laden ein, bei heißem Kaffee vom Barista auf das bunte Treiben in der Müllerstraße und auf dem Leopoldplatz zu blicken. An dieser Ecke ist natürlich immer etwas los.
Preise hoch, Qualität auch
Hinter diesem neuen Café steckt die Kreuzberger Kaffeerösterei The Visit, die schon Filialen in Mitte und Schöneberg hat. Deren Kaffeebohnen stammen aus Honduras. Es gibt Kaffeepackungen zum Mitnehmen, aber eben auch einen echten Cafébetrieb. Das Kuchenangebot von portugiesischen Pastéis de Nata über Croissants bis hin zu veganen Kuchen ist mehr als reichhaltig. Auch frische Salate und belegte Brote werden angeboten. Die Hintergrundmusik ist ziemlich laut und hip, und auch an einen Co-Working Space im hinteren Bereich haben die Betreiber gedacht.
Die Preise sind, wie alles in dem Laden, für den Wedding ziemlich hoch. Ab 2,50 Euro geht es los, ein Latte kostet bereits 4 Euro. Ein Refill-Angebot kostet 5 Euro. Allerdings muss man sagen: die Qualität stimmt dafür auch. Vielleicht kommt der Wedding doch? Mit The Visit könnte der Vorbote einer neuen Generation Cafés am Leo Einzug gehalten haben, die es so bisher nur in anderen Stadtteilen gegeben hat. Aber es gibt ja noch viele andere Cafés im Wedding.
Text: Samuel Orsenne
Dieser Artikel erschien zuerst bei www.weddingweiser.de