Ausgentrifiziert und zu Ende entwickelt ist diese Gegend sicher nicht. Wer sich im Internet die Lage der Paul-Tropp-Straße einprägt, dessen Orientierungssinn wird bei der Suche vor Ort noch mal auf die Probe gestellt. Zwischen Industriebauten und Brachland findet man die kleine Stichstraße zur Spree schließlich hauptsächlich wegen der Beschilderung zum Kranhaus Café. Das trifft sich gut, denn genau dort wollen wir hin.
Die Örtlichkeit passt perfekt zum Konzept, mit dem Senat, Bezirk und Immobilienunternehmen Oberschöneweide nach vorne bringen wollen. Nicht mehr genutzte Industrieanlagen werden umgewidmet; die Vergangenheit bleibt aber sichtbar. Das Kranhaus ist ein kastenförmiger Bau mit einem großen Kran auf dem Dach. Im Erdgeschoss hat vor knapp einem Jahr das Café mit neuen Betreibern wiedereröffnet. Andere Stockwerke können für Events gemietet werden. Aus den Fenstern und von der Terrasse fällt der Blick direkt auf die Spree.
Innen schön, außen schön
Der Gastraum ist mit Möbeln unterschiedlichen Stils ausgestattet und steht an diesem Sonntagnachmittag zu beiden Seiten weit offen. Nach einer freundlichen Begrüßung steht die erste Entscheidung an: herzhaft oder süß? Das Kranhaus Café hat eine überschaubare, aber appetitanregende Auswahl an Paninis, Quiches oder eben Kuchen, Muffins und Brownies zu bieten. Uns überzeugen sowohl das Bananenbrot als auch Käse- und Karottenkuchen. Doch genauso zu empfehlen sind die Paninis mit Käse, Schinken und Rote-Zwiebel-Chutney. Schön bei den Temperaturen: Kaffee, Chai oder Schokolade gibt es in einer Eis-Version; ersteren schon für gut 2 Euro.
Die Terrasse zur Spree liegt herrlich. Am Tag unseres Besuchs gibt es jedoch einen entscheidenden Nachteil: Es ist dort zu heiß. Sonnenschirme fehlen – womit wir bei den Kleinigkeiten wären, die man noch verbessern könnte. Kartenzahlung ist im Kranhaus Café (noch) nicht möglich und die nächste Bank mehr als ein paar Schritte entfernt. Doch letztlich passen diese Details ebenso wie ein vorübergehend vergessenes Getränk zum unperfekten Charme der Location. Wer an diesem industrieromantischen Ort die geschäftsmäßige Routine eines Mitte-Cafés erwartet, ist wohl tatsächlich fehl am Platz.