In Berlin geboren und aufgewachsen zu sein, ist ein Geschenk. Die Hauptstadt ist so groß, so bunt, so vielfältig. Und ein echter Berliner kennt diese Stadt ein bisschen wie seine Westentasche. Ich habe mich neulich mit einem Friedrichshainer unterhalten, ursprünglich Westphale. Er lebt seit 7 Jahren in Berlin und ist im Grunde nicht sehr viel weiter als bis nach Mitte gekommen. Warum auch. Friedrichshain ist cool, hat alles was man braucht, von wunderbaren Geschäften über Clubs bis zum schönen Volkspark. Trotzdem schade, nicht mal ein wenig über den Tellerrand zu schauen. Man verpasst so viel Schönes!
Wie zum Beispiel Frau Lüske, ein Café, das ich ohne mein neues Hobby wahrscheinlich auch gar nicht kennen würde. Ich treffe mich regelmäßig mit einer Freundin zum „Villengucken“ in Lichterfelde-West. Start ist immer meine kleine Einzimmer-Wohnung am Rande des Schweizer Viertels, dann marschieren wir bis zu drei Stunden mit Hund und führen wichtige Mädchengespräche. Wir bleiben vor den schönsten Häusern stehen, bewundern Gärten, Architektur, und vor allem genießen wir die herrliche Ruhe in einem der ältesten Villenviertel dieser Stadt. Mitten in dieser Ruhe entdeckten wir vor einiger Zeit Frau Lüske. Frau Lüske klingt nach Biolüske, und das ist auch nicht weit hergeholt. Andrea Lüske ist die Frau von Frank Lüske, dem Gründer des tollen Biomarkts in der Drakestraße. Fun-Fakt am Rande: Biolüske war früher ein 50-er Jahre Kino, der Zuschauerrang wird heute für Kochkurse genutzt.
Ob auf der Terrasse oder am Kamin: hier schmeckt das Essen
Seit 2015 gibt es nun das Kaffeehaus Frau Lüske und ich gehe jetzt regelmäßig und so gerne hierher, glücklich, dass es so was Gutes auch bei mir in der Ecke gibt. Ob zum Frühstück, für Kaffee und Kuchen oder zum Abendessen. Im Sommer immer auf der Terrasse, die bei jedem meiner Besuche gut gefüllt ist, oder im Winter am Kamin. Darauf freue ich mich schon, kenne ich Frau Lüske ja erst seit Beginn des Sommers. Es wird viel Wert auf Saisonales und Regionales gelegt, und ich kann mich nie entscheiden, was ich gerne haben will. Die wechselnde Karte ist – simpel aber wahr – super! Zum Beispiel Avocado Ciabatta, Reis-Bowl mit Edamame und Algensalat, Lachs-Bagel, Weißwurst, Fischfrikadellen mit Mangold, Wildschweinburger und indisches Gemüsecurry, was mein Favorit ist. Vegan, serviert mit Reis in einem ausgehöhlten Dinkelbrot.
Die Gerichte sind nicht günstig, meins kostet knapp 16 Euro. Sehr viel teurer wird es aber auf der Karte nicht. Die Zutaten stammen hauptsächlich von Biolüske, alles ist frisch, und das Fleisch kommt teilweise vom Jäger aus Brandenburg. Das Frühstück wird bis 14 Uhr serviert, abends gibt es bis 22 Uhr Essen auf der Terrasse oder im stylischen Innenbereich. Der Service ist für Berlin auffallend gut. Auch, als ich mir vor Kurzem gerade mal den letzten freien Tisch sichern kann, bekomme ich nach etwa 30 Sekunden eine Karte. Und immer ein Lächeln. Toll sind auch die selbstgemachten Limonaden, dem ich jedem empfehlen kann, der keine Lust auf Wein und Co. hat. Frau Lüske ist sehr kinderfreundlich, es gibt eine kleine Kinderkarte und bei jedem Besuch sehe ich Familien, die die Sonne, Torte und Kartoffelpuffer genießen. Trotzdem hält sich der Geräuschpegel absolut in Grenzen. Wenn die Kinder keine Lust haben aufs still sitzen, geht´s auf den Spielplatz, der von den Eltern von der Terrasse aus überblickt werden kann.
Ausflugstipp: Villentour in Lichterfelde-West
Ein Tipp für jeden, der sich das hübsche Villenviertel auch unabhängig von Frau Lüske einmal anschauen möchte: Ideal ist der Startpunkt am Bahnhof Lichterfelde-West. Ich empfehle den Weg über Curtiusstraße, Baseler Straße, Ringstraße, Kadettenweg. Mein persönlicher Favorit ist der Weddigenweg. Wenn ich groß bin, ziehe ich hierher und erinnere mich an die Zeit, in der ich vor den Häusern stand und dachte: „Wenn ich groß bin, will ich mal hier wohnen!“