Kein Ort für Kinder: Ein Campingplatz in Brandenburg nimmt keine Gäste unter 14 Jahren auf und stößt damit auf Kritik – wie Zustimmung. „Wir wollen Ruhe verkaufen. Unser Platz lebt vom Vogelgezwitscher“, sagte die Betreiberin des Platzes am Großen Wentowsee Christiane Erdmann. „Bei uns wird man am Morgen von Vögeln geweckt und nicht von Kindern.“
Die Zielgruppe? „Wir haben viele Gäste, die im Alltag mit Kindern arbeiten – als Lehrer oder im sozialen Bereich. Und die sagen: In unserer Freizeit wollen wir einfach abschalten.“ Im Netz wird der Ausflugsort als Campingplatz für Erwachsene beworben.
Betreiberin hat zwei Kinder
Erdmann – selbst Mutter von zwei kleinen Kindern – verwies darauf, dass solche Erholungsorte nur für Erwachsene etwa in Großbritannien ganz normal und dort völlig unumstritten seien. Zudem gebe es in der Nähe ihres Platzes eine Ausweichmöglichkeit: „Wir arbeiten mit dem Campingplatz am Ellbogensee zusammen, der sich auf Kinder und Familien spezialisiert hat. Wir schicken uns dann die Gäste zu.“
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sieht das Geschäftsmodell, Kinder außen vor zu lassen, kritisch. Eine Regelung, bei der Hotels oder Campingplätze nur Erwachsene zulassen, könne gegen geltendes Recht verstoßen. „Die Frage ist, ob es einen sachlichen Grund für solch eine unterschiedliche Behandlung gibt“, heißt es in einem Statement. „Vor drei Jahren hat einmal ein Gericht geurteilt, das ‚gänzlich andere Ruhe- und Erholungsbedürfnis‘ von Erwachsenen im Vergleich zu Kindern sei ein solcher sachlicher Grund.“
Auch Erwachsene werden benachteiligt
Bei der Antidiskriminierungsstelle sieht man eine solche Logik mit Skepsis. „Denn wenn Kinder pauschal ausgeschlossen werden, benachteiligt das ja auch die Eltern, die ein Hotel oder einen Campingplatz als Familie dann nicht besuchen können. Dann werden auch die Erwachsenen benachteiligt, und zwar wegen des Alters ihrer Kinder.“ Erdmann betonte, ihre Altersbegrenzung solle nicht persönlich genommen werden. „Das ist eines von vielen Konzepten. Ich bin Nichtraucher und gehe dann auch gezielt nicht in die Raucherkneipe. Ich verstehe auch nicht, dass man sich so darüber aufregen kann.“
Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag, Ursula Nonnemacher, sagte: „Die hier zum Ausdruck kommende Haltung finde ich höchst fragwürdig, die Argumentation, es gebe ja genug andere Angebote für Kinder, bigott.“ Konflikte zwischen ruhebedürftigen Älteren und lauten Kindern gebe es seit Menschengedenken. Sie empfehle hier etwas mehr Großmut, erklärte Nonnemacher: „Kinderlärm gehört zum Leben wie Vogelgezwitscher und Sommerregen.“
„Der Campingplatz wird zur Mumie“
Im Online-Gästebuch des Platzes im Ortsteil Tornow von Fürstenberg fanden sich in den vergangenen Tagen sowohl zustimmende als auch klar ablehnende Einträge. Ein Nutzer Michael Miller, der sich als Vater zweier Kinder im Alter von neun und 14 Jahren auswies, schrieb am Mittwoch dass er „in Zukunft einen Bogen um diesen Platz machen wird“. Ein Hermann B. schrieb: „Wir besuchen Euch nicht mehr.“ Ein anderer Nutzer meinte zu den Konzept: „Einfach nur asozial!“
Neuer Trend im Tourismus
Andere wiederum ermutigten die Betreiberin Christiane Erdmann: „Lasst euch bloß nicht von irgendwelchen Leuten was von Diskriminierung oder so erzählen“, meinte Campjo. Eine Anja kommentierte: „Endlich mal ein Platz, wo man in Ruhe Urlaub machen kann. Super!!!“. Ein Nutzer namens Steffen schrieb ins Gästebuch: „Ich hoffe, dass es Ihnen noch viele gleich tun!!! Ich war schon in Deutschland auf Ferienanlagen, welche keine Kinder beherbergen und es war die reine Erholung.“
Der Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Uni München betonte, dass es sich nicht um einen neuen Trend handele. „Es gibt ja bereits kinderfreie Hotels und umgekehrt auch Hotels, die nur Familien mit Kindern offenstehen“, sagte er dem epd. „Ich würde hier nicht von Diskriminierung sprechen, sondern von einer marktkonformen Ausrichtung an den Wünschen der Zielgruppe.“ Die Entscheidung könne sich für den Campingplatzbetreiber als positiv erweisen, sofern die Gäste eine kinderfreie Umgebung wünschten.