Der Mann im blauen Jackett saß still an der Seite. Der langjährige Direktor des Centrum Judaicum, Hermann Simon, machte sich am Montag Notizen, als der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Gideon Joffe, seine Nachfolgerin vorstellten: Ab 1. September wird die 48-jährige Historikerin Anja Siegemund die Leitung der jährlich von 130.000 Menschen besuchten „Stiftung Neue Synagoge – Centrum Judaicum“ übernehmen.
Die Historikerin wünscht sich zudem ein Café im Zentrum, das der Begegnung dienen solle – während die Dauerausstellung eine Überarbeitung nötig habe. „Hier brauchen wir im großen Maße die Mittel der öffentlichen Hand“, sagt Siegemund. „Aber wenn Sie die Finanzen für kulturelle Einrichtungen in Israel kennen, dann sehen Sie die Situation hier als Herausforderung, die man gerne annimmt.“
„Man kann so ein Haus nicht lassen.“
Müller kündigte an, den Senatszuschuss zum drei Millionen Euro schweren Etat des Centrum Judaicum im kommenden Doppelhaushalt um 100.000 Euro zu erhöhen – von jetzt 420.000 auf dann 520.000 Euro. „Ich hoffe sehr, dass das Abgeordnetenhaus das unterstützen wird“, sagt Müller. „Aber es bleiben natürlich knappe Ressourcen.“
Und Hermann Simon, der Mann im blauen Jackett? „Ich würde mich sehr freuen, wenn er Teil des neuen Beratergremiums wird“, sagte Anja Siegemund über ihren Vorgänger, der das Centrum Judaicum maßgeblich aufbaute und 27 Jahre lang an dessen Spitze stand, „sehr ordentlich und vorbildlich“, wie es Gideon Joffe formulierte. „Ich werde dem Haus natürlich erhalten bleiben“, sagte Hermann Simon gestern. „Man kann so ein Haus nicht lassen.“