Es ist das Jahr 1888 in Berlin. In der Klinik Charité werden Operationen ohne fließendes Wasser und elektrisches Licht vollzogen, Antibiotika gibt es auch nicht und die Patienten teilen sich alle ein Plumpsklo. Kein Wunder, das die Lebenserwartung bei der Bevölkerung bei 35 Jahren liegt. Aber auch vier herausragende Forscher treffen in der Klinik aufeinander – Rudolf Virchow, Robert Koch, Emil Behring und Paul Ehrlich. Drei von ihnen sollten später Nobelpreisträger werden.
Das ist das historische Setting für die neue ARD-Serie Charité, alle vier realen Vorbilder kommen darin vor. Im Mittelpunkt steht allerdings die junge mittellose Waise Ida Lenze (Alicia von Rittberg), die in der ersten Folge mit einer akuten Blinddarmentzündung eingeliefert wird. Der Stabsarzt Emil Behring (Matthias Koeberlin) führt vor den Arztanwärtern eine Not-OP durch und rettet Idas Leben. Er selbst bewirbt sich bei dem berühmten Institutsleiter Robert Koch (Justus von Dohnányi) um eine Stelle.
Jeder Vierte stirbt an Tuberkulose
In jener Zeit rafft die Tuberkulose jeden Vierten dahin. Koch versucht ein Heilmittel zu erarbeiten und ist daher der beliebteste Lehrer. Sogar aus Japan reisen Mediziner an, um mit ihm zu forschen. Behring gerät daher auch in Konkurrenz mit Paul Ehrlich (Christoph Bach), der höher in der Gunst von Koch steht. Ida verliert während ihrer Zeit im Krankenhaus ihre Stelle und muss ihre Schulden als Hilfswärterin abarbeiten und gerät an die strenge Oberin Martha (Ramona Kunze-Libnow). Dabei lernt sie nicht nur den jungen Medizinstudenten Georg Tischendorf (Maximilian Meyer-Bretschneider) kennen, sondern auch Therese, die sich neben Georg auch zu Ida hingezogen fühlt. Die entdeckt ihre Liebe zur Medizin und will das Fach studieren. Das ist aber im Deutschen Reich für Frauen verboten.
Neun Jahre hat die Produktion der Serie gedauert. Von Oktober 2015 bis Januar 2016 wurde in Prag und Umgebung gedreht. Die Drehbuchautorinnen Dorothee Schön und Dr. Sabine Thor-Wiedemann recherchierten ab 2008 und entdeckten dabei viele spannende Details aus dem Leben der historischen Figuren. „Der medizinische Star seiner Zeit, Robert Koch, erlebte mit seinem vermeintlichen Wundermittel Tuberkulin einen schwindelerregenden Aufstieg und dann einen jähen Absturz„. Sein Privatleben geriet durch die Affäre mit der 17-jährigen Künstlermuse Hedwig Freiberg (in der Serie von Emilia Schüle gespielt) in Verruf.
Fiktive und historische Figuren treffen aufeinander
Für die Frauenfiguren gab es keine konkreten historischen Vorbilder. So sind Ida Lenze, Oberin Martha und Schwester Therese frei erfunden, so die Autorinnen. Doch die Konflikte und emanzipatorischen Bestrebungen sind real.
Wir haben uns die ersten beiden Folgen Barmherzigkeit und Kaiserwetter schon angesehen. Das kannst du auch online tun. Unser Fazit: Diese Serie ist was für Historien- und Medizin-Fans. Es wird neben dem Kampf gegen Tuberkulose und Diphtherie auch auf damalige Behandlungsmethoden eingegangen. So nimmt Behring Opium ein gegen seine Depression. Zu sehen gibt es aber auch die Arbeit von Pathologe Rudolf Virchow, offene Leichen inklusive. Für Spannung sorgen die privaten Eskapaden der Mediziner, aufkeimende Liebeleien, Eifersucht und komplizierte Eingriffe.
Die sechsteilige Serie läuft ab 21. März 2017 jeden Dienstag um 20.15 Uhr. Wer noch mag, im Anschluss folgt eine Doku über die Charité. Die letzte Folge flimmert am 18. April über die Mattscheibe.