Treffpunkt Ku’damm: ein gehobenes türkisches Restaurant. Charlotte Würdig sitzt schon an ihrem Stammtisch, hat sich die erste Cola light bestellt und ist bereit. Das Berliner Wetter weniger, also bleiben wir erstmal im Tugra und unterhalten uns. „Die anatolische Küche hat spannende Komponenten, davon bin ich großer Fan“, sagt die gebürtige Skandinavierin. Einzig Fisch bestellt sie in Berlin kaum. „Da bin ich durch meine norwegischen Wurzeln zu verwöhnt. Der ist dort so frisch.“
Also gibt es für uns zum Lunch die fischfreien Vorspeisenplatten, die wir schwesterlich teilen. Obwohl sie mittlerweile ein echter Fitnesscrack ist („Ich mache vier- bis fünfmal die Woche Sport.“), genießt sie das Essen. Oder gerade deshalb. Wer effektiv trainiert, muss effektiv essen. „Vorher hab ich das gemacht, was viele Frauen falsch machen: Wenig essen, spät essen, lange hungrig sein. Wenn ich trainiert habe, habe ich kaum gegessen, weil ich dachte, das macht das Ergebnis kaputt. Aber das hält ein Körper ja nicht lange aus. Dann kommt der Jo-Jo-Effekt und man wird unzufrieden.“
Nach der Geburt ihres ersten Sohnes habe es Klick gemacht. Mit regelmäßigem Sport und der richtigen Ernährung hatte sie die 21 Kilo bald dauerhaft wieder runter, auch nach dem zweiten Kind purzelten die überflüssigen 30 Kilo schnell. „Viele Frauen, die schwanger sind, denken: ‚Oh Gott, jetzt werde ich dick!‘ Wie schade ist das denn? Der erste Gedanke müsste sein: ‚Ich bringe ein Lebewesen zur Welt. Wie krass ist das denn?'“ Und auf die Spuren dieser besonderen Zeit ist sie stolz. Ein Bild von ihr auf Instagram sorgte erst vor ein paar Wochen für Aufregung.
Auch wenn vier Schwangerschaften (Charlotte erlitt zwei Fehlgeburten) nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sind, kann sich ihr durchtrainierter Körper sehen lassen. Und ihre Fans können an diesem Erfolg teilhaben. Online bietet die 38-Jährige Programme wie Back2U oder ShapeU an, die sie gemeinsam mit dem Trainer und ehemaligen Stabhochspringer Tim Lobinger entwickelt hat. Dazu kommen Pressearbeit, Communitybetreuung und Liveevents, sodass Charlottes Firma inzwischen acht Leute beschäftigt. „Wir sind ein solides kleines Start-up“, sagt sie stolz. Und weil Mütter in Sachen Zeitmanagement echte Löwinnen sind – so wie sie ihre weiblichen Fitnessmitglieder nennt – beschäftigt sie ausschließlich Frauen mit Kindern.
„Mein Mann ist Zigeuner. Ich bin Wikinger.“
Ein typischer Tag sieht bei den Würdigs entsprechend familienfreundlich aus – sprich unaufgeregt und durchstrukturiert. Charlotte oder ihr Mann Paul Würdig aka Sido bringen nach dem Aufstehen den dreijährigen Sohn in die Kita. Dann wird schnell geschwitzt, wahlweise im Trainingskeller zuhause oder draußen („Mein Laufpartner ist mein einjähriger Sohn. Ich lege ihn in den Wagen, er hat frische Luft, Mama schießt nochmal ein paar Endorphine frei.“), nachmittags wird gearbeitet, der Große wieder abgeholt, gespielt und gemeinsam gekocht. Ja tatsächlich, im Hause Würdig steht auch ein Sido seinen Mann am Herd. „Ich bin für Salat und Nudeln zuständig, mein Mann macht Fleisch und Gemüse. Das kann er auch besser als ich.“
Nur wenn die Moderatorin auf einem Dreh ist oder die Familie mit auf Tournee geht, steht der Alltag etwas Kopf. „Mein Mann ist ja Zigeuner. Ich bin Wikinger. Wir sind einfach Völker, die gern unterwegs sind und keine richtige Basis haben. Die Basis ist die Familie.“ Und die hat auch außerhalb von Berlin ihren sicheren Raum. „Wir sitzen da jetzt nicht alle im VW-Bus und kiffen. Es gibt Tourbusse. Davon ist einer nur für die Familie reserviert mit drei Schlafzimmern, Küche, Bad. Da findet gar nichts statt.“
Bei uns in Charlottenburg hingegen schon. Inzwischen scheint die Sonne und wir schlendern über den Ku’damm. Wenn sie mit ihrer Familie in die Stadt fährt – die Würdigs wohnen in Hohen Neuendorf – ist sie oft in Charlottenburg unterwegs. Ob Shoppen im Apple Store oder Essen gehen im Beef Club by Hasir am Adenauerplatz. Ihre Haare und Extensions lässt sie sich in der Meinekestraße von Apjar Black machen, für den perfekten Augenaufschlag geht’s in den Prenzlauer Berg zu Sense of Beauty. „Ich bin ein Fakemädchen! Ich habe künstliche Wimpern und unechte Haare“, gibt sie zu. Und auch ihr heutiges Outfit ist nicht ganz repräsentativ. Die hohen Schuhe passend zur Chanel-Tasche hat Charlotte extra für uns angezogen. „Ich habe immer ein Paar Jordans im Kofferraum. Mit High Heels gebe ich nur an, wenn die Kamera dabei ist.“
„Ich bin kein Musikfan.“
Ob Sido für sie denn auch mal Sneaker anzieht, um mit ihr Sport zu machen? „Den Sinn dahinter versteht er absolut nicht. Er macht gar nichts! Es gibt einfach Menschen, die entwickeln daran keinen Spaß. Dann macht es keinen Sinn. Das wäre so, als würde er mich immer zwingen, die neusten Alben zu hören.“ Seine hört sie sich schon an („Das mache ich aus Interesse an ihm.“). Auf seinem Das goldene Album hört man sie sogar auf dem Track Siggi, Siggi, Siggi. Aber sonst ist das nicht ihre Baustelle. „Ich bin kein Musikfan. Bei iTunes habe ich mir noch nie ein Lied runtergeladen, habe keine Musik auf dem Handy, mach nicht das Radio an.“
Eine gemeinsame Vorliebe haben die beiden aber doch noch und die geht echt unter die Haut: Tattoos. Drei Tage nachdem Charlotte und Sido zusammen kamen, haben sie sich gegenseitig „Topf“ und „Deckel“ aufs Handgelenk gestochen. So tiefgehend muss für Charlotte nicht jedes Motiv sein. „Ein Tattoo muss nicht immer eine Bedeutung haben. Das ist doch anstrengend. Hauptsache es ist schön.“
Wo wir auch schon beim Abschiedskaffee angelangt wären. Charlotte lädt uns auf einen Cappuccino ein, erzählt von Anfragen und Projekten. „Mamigeschichten und Realityshows sage ich ab, weil ich meine Kinder nicht zeige.“ Dafür wird ab 4. Mai mit Silah Sahin im TV geklatscht, was die Promiwelt hergibt. Beim Frauensender TLC moderiert der bekennende Kardashian-Fan das Lifestyle-Magazin Instaglamour und plaudert ja vielleicht das ein oder andere Mal selbst aus dem Nähkästchen …