Schließung nach 24 Jahren

Traditions-Späti macht dicht

Vom Tabak über Gurkenbause bis zur Mettwurst, hinter den leuchtend gelben Wänden von "Chris seinem Späti" gab 24 Jahre lang alles zu unschlagbaren Preisen.
Vom Tabak über Gurkenbause bis zur Mettwurst, hinter den leuchtend gelben Wänden von "Chris seinem Späti" gab 24 Jahre lang alles zu unschlagbaren Preisen.
Travekiez - Seit dem 1. Juni 1991 gab es in der Jungstraße einen Späti ohne Späti-Preise, stattdessen mit Wohnzimmer-Atmosphäre, freundlichem Lächeln und manchmal sogar einem Pool vor der Tür. "Chris' sein Späti" war eine Begegnungsstätte im Kiez. Jetzt musste sie wegen einer Mieterhöhung schließen.

Der Becher Kaffee für 35 Cent, die Flasche Sterni für 48 Cent, Mate für 90 Cent. Fast 750 Facebook-Fans und 24 Jahre glückliche Kunden. Das sind nur ein paar der Zahlen, die „Chris‘ sein Späti“ in Friedrichshain ausgezeichnet haben. Jetzt sind die Regale leer.  Es wird keine WM-Parties mehr in der Jungstraße 31 geben, keine Junggesellenabschiede vor der Tür und keine Fotos im Social Media, mit denen uns Verkäufer Chris an dem ganz normalen Späti-Wahnsinn vor seiner Tür teilhaben lässt.

Erst einen Tag vor der Schließung haben die Stammkunden erfahren, dass der Kiezladen am 27. September dichtmacht. Fast ein Vierteljahrhundert gehörte er vorher zum Kiez. Der Grund ist eine Mieterhöhung. „Unser Vertrag ist einfach ausgelaufen“, erklärt uns Chris, während er am „Tag danach“ die letzten Artikel aus den Regalen räumt. Bei einer Vertragsverlängerung hätte sich die Ladenmiete verdreifacht.

„Das entspricht nicht meinem Naturell“

Diese Mieterhöhung ist rechtlich zwar zulässig, für das Späti-Team aber nicht bezahlbar. „Wir haben immer alle Waren zum bestmöglichen Preis angeboten“, sagt Chris, „die Leute waren froh darüber, alles noch zu vernünftigen Preisen zu bekommen.“ Diese Grundphilosophie des Spätverkaufs zu ändern, um ihn zu erhalten, war für Chris undenkbar. Und das, obwohl ihm mit dem Arbeitsplatz auch ein Stück Zuhause verloren geht.

„Ich habe ja selbst auch da gewohnt. Der Laden war eine Begegnungsstätte und auch mein Wohnzimmer. Wir haben uns mit Freunden nicht wie andere zu Hause getroffen, sondern es sind immer alle hier hingekommen“, erzählt er. Auch diese Kombi aus Kiosk und Heimeligkeit hat den Laden ausgezeichnet.

Wie es weitergeht, das kann so kurz nach der Schließung noch niemand sagen. Einen Neueröffnung des Spätis in seiner alten Form hält Chris nur in unmittelbarer Nähe der Jungstraße für möglich. Wir drücken die Daumen dafür, dass irgendwer die passenden Räumlichkeiten dafür aus dem Hut zaubert.

Chris sein Späti (GESCHLOSSEN), Jungstraße 32, 10247 Berlin

Vom Tabak über Gurkenbause bis zur Mettwurst, hinter den leuchtend gelben Wänden von "Chris seinem Späti" gab 24 Jahre lang alles zu unschlagbaren Preisen.

Vom Tabak über Gurkenbause bis zur Mettwurst, hinter den leuchtend gelben Wänden von "Chris seinem Späti" gab 24 Jahre lang alles zu unschlagbaren Preisen.

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