Kein pink weit und breit: Die Kleidungsstücke auf der Stange haben nichts von dem pinky-girlie-Style der Kultfigur Cindy aus Marzahn. Stattdessen sehe ich viele Basics, dazwischen florale Prints und schöne Muster – in Schwarz, Grau, Dunkelrot und Oliv. Davor sitzt eine Frau an einem kleinen runden Tisch und lächelt mich an: Ilka Bessin. Dass der Tag auf der Panorama, einer großen Modemesse im Rahmen der Berliner Fashion Week, für sie und ihre Mitarbeiterinnen schon ziemlich lang und anstrengend war, ist der Modemacherin kaum anzusehen. Mein erster Eindruck: Diese Frau steht hinter dem, was sie macht. Und nach dem lockeren, entspannten Gespräch weiß ich, dass es auch so ist.
Der Wunsch, ein Modelabel unter ihrem eigenen Namen Bessin zu gründen, kam ihr nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Er war „eher immer im Hinterkopf“, sagt Bessin. Vor allem wohl, als sie Klamotten schön fand und tragen wollte, die es nicht in ihrer Größe gab. Beruflich schlug sie aber eine ganz andere Richtung ein, arbeitete als Köchin und dann als Entertainerin, war zwischendurch auch arbeitslos. Dass ihre Kultfigur Cindy aus Marzahn so erfolgreich werden würde, habe sie nie gedacht. Eigentlich passt es doch ganz gut zu ihrem bunten Lebenslauf, dass sie nun auch die Modebranche unsicher macht, oder? Nun ist es endlich soweit: „Vor einem Jahr haben wir noch darüber geredet, heute sitzen wir hier“, sagt Ilka vor ihren ganz eigenen Kreationen.
Zeitlos und cool
Qualität steht bei Bessin ganz oben auf der Liste, gefolgt von schönen Stoffen. Diese sucht sie selbst auf der großen Stoffmesse in München aus. „Ich muss die Stoffe immer selber anfassen“, sagt sie, denn nur durch angenehme Materialien sei Mode auch wirklich gut. Beschreiben würde sie ihre Kollektionen als lässig und ohne bestimmte Altersgruppe, es solle einer jungen Frau genauso zusagen wie einer 70-jährigen Rentnerin.
Und weil ihr Qualität und Transparenz so wichtig sind, wird die Mode in Serbien produziert. „So kann man mal hinfahren, wenn es Probleme gibt“, sagt Ilka. Selbst dagewesen sei sie aber noch nie, dazu habe einfach die Zeit gefehlt. Fotos bekommt sie aber, wenn einer ihrer Kollegen oder Kolleginnen dort ist und damit einen realen Einblick in das Geschehen vor Ort bekommt.
Eine Einzelgängerin ist Ilka auf jeden Fall nicht und das macht sie so sympathisch. Ihre Kleidung designt sie natürlich nicht allein, die Stücke entstehen in Teamarbeit. „Es gibt ja immer auch Sachen, die ich schön finde, aber andere nicht“, sagt die Designerin, so habe man ein größeres Spektrum. Um die genauen Schnitte kümmert sich ihre Näherin, die weiß, worauf es bei großen Größen ankommt: den richtigen Schnitt und den richtigen Stoff. Am besten eignen sich Naturfasern wie Baumwolle und Viskose – woraus alle Stücke des Labels gefertigt werden.
Okt 5, 2017 um 5:30 PDT
Nix Marzahn: Wilmersdorf!
Was viele nicht wissen: In Marzahn ist Ilka gar nicht geboren, sondern in Luckenwalde, einem Ort in Brandenburg. Zu Marzahn habe sie eigentlich gar keinen besonderen Bezug gehabt, der Bezirk sei nur zufällig die Heimat ihrer Comedyrolle geworden. Eigentlich lebt Ilka, seit sie in Berlin ist, in Wilmersdorf, nur Prenzlauer Berg war zwischendurch auch mal ihr Zuhause.
Was ihr an Wilmersdorf am besten gefällt? „Ich mag mein Parkcafé am Fehrbelliner Platz, mein soziales Umfeld und die gute Anbindung.“ Klingt doch, als sei sie mit allem zufrieden, oder? „Eigentlich soll jeder mit dem zufrieden sein, was er hat“, meint Ilka . Sie freut sich auf jeden Fall über das, was sie gemacht hat. Was die Zukunft angeht, ist sie noch nicht festgelegt. „Vielleicht gründe ich ja nächstes Jahr ein Taxiunternehmen. Ich weiß nicht, was ich noch für verrückte Ideen haben werde.“ Wir sind definitiv gespannt …
Hier geht’s übrigens zu ihrem Online-Shop „Bessin“.