Seit Wochen wollte ich hierher. In die Heynstraße 8 in Pankow. In die ehemalige Wohnung des Fabrikanten Fritz Heyn. Oder genauer gesagt, in die zwei darin original erhaltenen repräsentativen Räume von 1893. In der Beletage hatten bis zu ihrem Tod 1972 noch zwei seiner Töchter gelebt und insbesondere an diesen beiden Zimmern nicht das kleinste Bisschen verändert. Lediglich zu besonderen Anlässen hatten sie die Laken von den Möbeln genommen und Freunden und Familie Zutritt gewährt.
Bereits der Weg hierher, die Straße mit den kleinen Vorgärten und dem beinahe dörflichen Ambiente hinunter, stimmt uns auf längst vergangene Zeiten ein. Beim Betreten des Hauses blicken wir durch einen üppig mit Stuck und Malereien verzierten Hausflur hindurch auf einen idyllischen Hinterhof mit Kirschbaum. So zauberhaft hatte ich es mir dann allerdings doch nicht vorgestellt. Der strahlende Sonnenschein tut sein Übriges und taucht alles in ein weich gespültes Licht.
Erst nach dem Klingeln geht’s in die Ausstellung
Aber auch das Treppenhaus ist wunderschön. Wenngleich nicht vom selben morbiden Charme. Doch es ist liebevoll und originalgetreu hergerichtet und lässt erahnen, wie es beim Einzug der Familie Heyn vor über 120 Jahren einmal ausgesehen haben musste. Wir klingeln an ihrer ehemaligen Haustür. Warten. Werden eingelassen und folgen einer freundlichen Dame den schmalen schummrigen Flur hinunter. Rechter Hand hell gestrichene Ausstellungsräume und links der erste scheue Blick in eine andere Welt: das Herrenzimmer durch die halb geöffnete Gründerzeittür. In diffuses Licht getaucht liegt es da, das original erhaltene Interieur, das uns geradewegs in eine andere Zeit hinüber zieht. Nicht nur sichtbar, sondern eben auch fühlbar.
In der üppigen Wand- und Deckenmalerei sind die Gesichter der Kinder verewigt. Sogar die, der früh verstorbenen Geschwister in Form kleiner Engel. In der Ecke steht ein imposanter, reich verzierter Kachelofen. An der Decke hängt der originale Kronleuchter. Noch nie habe ich in einer Wohnung derartig aufwendig gearbeitete Türrahmen gesehen, und auch der angrenzende Salon steht alledem in nichts nach. Ich bin überwältigt.
Neben diesen beiden Räumen zählen auch noch ein typisches „Berliner Zimmer“ mit aufwendig verziertem Linoleumboden, ein Badezimmer mit Kachelwanne und eine Küche nebst winziger Dienstmädchenkammer zu der Wohnung. Ich verliebe mich in Letztere, bestaune all die zahllosen Küchengerätschaften, erfreue mich an dem Ausblick in den Innenhof und verlasse erst nach einer geschlagenen Stunde diesen einmaligen Ort wieder.
Übrigens: Die Museumswohnung gehört zum Museum Pankow und ist Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr zugänglich.
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt vom Lifestyle-Portal creme guides. Hier werden dir sehr persönlich außergewöhnliche Orte in Berlin, aber auch in Hamburg, Kopenhagen, Wien und Zürich vorgestellt. Reinschauen lohnt sich!