Schöneberg feiert wieder

Das legendäre Metropol ist zurück

Das Metropol in der Dämmerung.
Das Haus aus den 1920er Jahren ist wie gemacht für coole Partys.
Es war einmal ein Club, in dem gingen Drag Queens, bunte Szeneleute und Stars wie David Bowie und Iggy Pop ein und aus, bis es in den 90ern nicht mehr lief. Nun feiert das Metropol sein Comeback. Wir waren schon mal da ...

Mit großem Tamtam wurde am Wochenende das Metropol eröffnet: ein Club, der die versnobte Flop-Zeit als Goya vergessen machen und lieber direkt an alte Zeiten anknüpfen will, als noch kein Weg hier am Nollendorfplatz vorbeiführte. Die Legende ist zurück, titelte man selbstbewusst auf den Einladungen zum Grand Opening. Letzten Freitag startete das zweitägige Event mit einem VIP-Empfang, späterem Publikumseinlass und DJs wie Alex Gallus, Gunjah und Moonbootica noch recht gesittet, während es am Samstag unter dem Motto Circus Metropol unter anderem mit dem Mokka Efti Orchester und Babylon Berlin Star Severija dann tatsächlich zur Sache ging – nicht nur auf der Bühne. Viele Konzertbesucher*innen kamen in 20er-Jahre-Outfits und waren sichtlich bereit, auch auf der Party nach dem Konzert keinen Gang runterzuschalten. Im Gegenteil – es wurde ein rauschendes Fest, wie es sich die neuen Betreiber von der Berliner Konzertagentur Trinity gewiss erträumt hatten.

100 Jahre Coolness

Das Metropol hat wirklich eine ansehnliche Geschichte. Unter dem Avantgardisten Erwin Piscator wurde das Haus zu einer der aufregendsten Berliner Theaterbühnen der 1920er Jahre, später war es das Kino im Kiez, bis es schließlich in den 1970er zu der West-Berliner Adresse im Nachtleben wurde. Damals funktionierte das Konzept, als Diskothek und Konzertlocation der coolen Szene eine Heimat zu geben, bestens. Noch heute schwärmen Zeitzeugen von der Lockerheit, den Partys, dem Sound, den spannenden Menschen, die sich hier tummelten, und den großartigen Konzerten von Nick Cave, The Cure und anderen undergroundigen Mega-Stars der Zeit. Nach dem Mauerfall zog die Szene los, den Osten zu erobern, und das Metropol geriet in Vergessenheit. Der Wiederbelebungsversuch als Goya, einem Edelclub mit viel zu hohem Luxusansatz, scheiterte. Zwischennutzungen und Ü30-Partys machten aus dem Haus am Nollendorfplatz eine beliebige Mietlocation.

 

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Ein Beitrag geteilt von Henriette Herz (@henriette.herz) am Sep 29, 2019 um 3:22 PDT

Das neue Metropol setzt auf spektakuläre Inhalte und hat das Interieur vom ehemaligen Goya fast unverändert übernommen. Die opulenten Kronleuchter und Säulen, die Star-Architekt Hans Kollhoff vor einigen Jahren zur Stärkung des Goya-Nobelcharakters eingesetzt hatte, sind geblieben. Wieso auch viel Geld in die Ausstattung investieren, wenn man mit Nebelschwaden und Lasern die Räume clubtauglich gestalten kann? Nachhaltiger ist der Verzicht auf krasse Sanierungen zur Stilprägung auch. Allerdings bleibt dem Metropol auch die Weitläufigkeit erhalten, die Partygedränge verhindert. Zumindest am ersten Abend war das (übrigens seeeehr gemischte) Publikum auf die Raucherräume und an den verschiedenen Bars verteilt. Am zweiten Abend zog es die Menschen dann aber dermaßen auf die Tanzfläche, dass die partytauglich zur zentralen Anlaufstelle des Metropols wurde. Künftig gibt es hier Partys und extrem unterschiedliche Konzerte – von Nouvelle Vague bis Westbam, von Kiefer Sutherland bis Vanessa Mai. Klingt breit gefächert, wir behalten den Club jedenfalls auf dem Radar.

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