Gewinner des Future Party Lab

Nachhaltig feiern ist super – aber wie?

Wer will nicht mit gutem Gewissen feiern? Aber welche Ideen könnten das Nachtleben wirklich grüner und nachhaltiger machen?
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Das Bewusstsein ist da: Viele Club- und Partymacher in Berlin wünschen sich selbst ein nachhaltigeres Nachtleben. Das soeben preisgekrönte Projekt "Sustainable Club Culture Support" will sie mit konkreten Vorschlägen unterstützen.

Vor elf Tagen stand Hanna Mauksch noch auf der Bühne im Musik und Frieden und nahm ihren Preis entgegen, der an eine Goldene Schallplatte erinnert. Ihr Projekt Sustainable Club Culture Support (SCCS) hatte die Jury des Future Party Lab Ideenwettbewerbs überzeugt. Im Rahmen der Konferenz Stadt nach acht, die sich verschiedenen Aspekten des Nachtlebens widmete, wurden die Auszeichnungen verliehen. Das Future Party Lab umfasst Workshops, Vorträge und Diskussionen, die sich – zuletzt diesen Herbst – mit einer nachhaltigen Feierkultur beschäftigen. Der Wettbewerb soll eine zusätzliche Möglichkeit sein, entsprechende Ideen in größerem Rahmen zu präsentieren.

Wir treffen die Gewinnerin Hanna in einem Café in Friedrichshain. Mit ihrem siegreichen Projekt ist sie nach wie vor täglich beschäftigt. Schließlich entstand die Idee aus ihrer Masterarbeit zum Thema „Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement“, die sie gerade an der TU Berlin schreibt. Unabhängig davon möchte Hanna Mauksch ihre Expertise bald über SCCS den Akteuren des Nachtlebens zur Verfügung stellen. Diesen bietet ihr Projekt einen Pool aus Produkten und Maßnahmen, um das Feiern nachhaltiger zu gestalten. „Bei der Idee geht es darum, mit kleineren Schritten anzufangen“, so Hanna. Die Veranstalter sollen etwas unternehmen können, ohne dass es eine zusätzliche Belastung für sie sei.

Die Kleinen haben’s schwer

Die SCCS-Gründerin denkt besonders an die idealistischen Partyveranstalter ohne festen Mietvertrag, die stark an Nachhaltigkeit interessiert seien. Deren Locations sind entweder temporär oder sogar illegal, große Investitionen daher schwer. Mal eben alle Birnen durch LEDs zu ersetzen übersteigt da häufig schon die Möglichkeiten. Hannas Vorschläge beginnen eine Ebene darunter: So könnten etwa Shot-Gläser, die meistens aus Plastik sind, durch nachhaltige, vielleicht sogar essbare Alternativen ersetzt werden. Das Gleiche gilt für Strohhalme – sofern man die überhaupt braucht.

Preisverleihung: H. Mauksch (l.), Raimund Reintjes (Clubcommission), Katharina Wolf ©Clubliebe e.V.

Aber natürlich sind auch größere Clubs an Nachhaltigkeit interessiert: Hanna fallen das Yaam mit seiner Dunkelstrahler-Heizung und das Matrix mit nachhaltiger Energieversorgung ein. Aber es geht ja nicht nur um Ökologie und Ökonomie. Der dritte Pfeiler, um den sich SCCS und Future Party Lab kümmern, ist die soziale Nachhaltigkeit. Ziel hierbei ist eine angenehme Party-Atmosphäre für alle: Veranstalter sollen etwa mithelfen, Diskriminierungen oder unerwünschte Annäherungen zu verhindern.

Nachhaltigkeit vermitteln

Hanna Mauksch, ursprünglich aus Stralsund, ist seit Jahren selbst in Berlin unterwegs. Sie hat in der Clubszene gearbeitet, war auch auf Veranstalterebene involviert und geht nach wie vor gerne aus. Wegen der schönen Musik, aber auch wegen dem Gesamterlebnis aus Sound und Licht. Mit SCCS sieht sie sich nun in einer Vermittlerrolle. Nicht nur Veranstalter können sich an sie wenden. Hanna sucht auch Unternehmen und Start-ups, die sich vorstellen können, mit ihren Produkten oder Services die Clubszene nachhaltiger zu machen, denen aber vielleicht die Kontakte fehlen.

Während Sustainable Club Culture Support beim Ideenwettbewerb in der Kategorie Unternehmen ausgezeichnet wurde, gewannen die Waste Watchers bei den Initiativen. Sie animieren Partybesucher zum Müllsammeln und -trennen – im Austausch für Getränkegutscheine. Den Preis in der Leuchtturm-Kategorie für bereits bestehende Projekte bekam die Silent Climate Parade. Diese Demonstration für den Klimaschutz setzt auf Solarstrom und E-Mobilität; Musik und Reden werden auf Kopfhörer übertragen.

Auch die anderen Preisträger bieten also einen eher niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeit. Vielleicht muss das in einer Kultur, die nun mal auf Hedonismus basiert, aber genauso sein. Noch mal Hanna: „Es geht im ersten Schritt darum, auf die Thematik aufmerksam zu machen und durch kleine Maßnahmen zu zeigen, wohin es gehen könnte.“

Foto Galerie

Musik und Frieden, Falckensteinstraße 48, 10997 Berlin

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