Raketen, Leuchtarmbänder und Konfetti – Coldplay lassen es am Mittwochabend gleich zu Beginn ihres Konzertes im Olympiastadion richtig krachen. Sie spielen A Head Full Of Dreams, das Titelstück ihres aktuellen Albums, und reißen damit bis in die oberen Ränge der gut gefüllten Arena alle von den Sitzen. Es folgt ihr allererster Hit Yellow, den Sänger Chris Martin auf Deutsch einzählt und mit der Akustikgitarre begleitet. Danach sagt er: „Guten Abend, meine Freunde, wir sind sehr, sehr glücklich, hier zu sein.“
Ansonsten bemüht sich die Band aus London aber darum, alles Schreckliche in der Welt für zwei Stunden völlig auszublenden und das Publikum in eine regenbogenfarbene Parallelwelt zu versetzen. Und die ist bis zum Bersten gefüllt mit ihren Hits: The Scientist, Clocks, Viva la Vida sind Highlights ihres Sets, das ansonsten von Songs aus Mylo Xyloto und dem aktuellen Album dominiert wird.
Coldplay wissen einfach wie Stadionrock geht
Chris Martin, der den Scheidungschmerz von Gwyneth Paltrow offenbar überwunden hat, turnt agil und gut gelaunt über die Bühne und den langen Laufsteg ins Publikum. Irgendwann hat er eine Deutschlandflagge im Hosenbund – was man eben so macht als routinierter Entertainer. Beim Klavierspielen wippelt er wie ein aufgedrehtes Kind auf dem Hocker herum. Seine vor 20 Jahren gegründete Band agiert souverän und ihrer Stadionrock-Power gewiss. Und wenn sie mal in Gefilde mit weniger starken Songs gerät, werden einfach nochmal ein paar Raketen abgeschossen oder die Leuchtarmbänder an den Handgelenken der Fans beginnen besonders eindrucksvoll zu flackern.
Ein bisschen Kitsch ist natürlich auch dabei, etwa als Chris Martin Fix You auf dem Boden liegend im gelb-roten Licht intoniert und zum Song-Finale am äußersten Rand der kleinen Vorderbühne kniet. Egal: Die Fans singen beseelt mit. Als Hommage an den im Januar verstorbenen David Bowie spielen Coldplay seinen in Berlin geschriebenen Hit Heroes – eine Coverversion, die eher nicht in die Popgeschichte eingehen wird.
Bei den Zugaben geht’s erstmal ruhig und intim zu
Am Schluss des Hauptsets steht Adventure Of A Lifetime, womit Coldplay die Stimmung noch mal steil nach oben katapultiert. Der Discofunk-Groove und das schnelle Glitzer-Lick von Gitarrist Jonny Buckland bringen die Leute zum Tanzen. Auf der Leinwand sind animierte Affen zu sehen, die ebenfalls Tanzbewegungen machen – ein Zitat des Videoclips zu dem Song.
Bei den Zugaben tauchen Coldplay auf einer kleinen Extrabühne im hinteren Stadionteil auf. Ein Teil der Innenraum-Fans pilgert zu ihnen herüber, um näher dran zu sein bei diesem von ruhigen Akustikgitarren-Tönen getragenen Teil. Bei Don’t Panic überlässt Martin Gitarrist Buckland den Leadgesang und grüßt mit Till Kingdome Come Til Lindemann von Rammstein, indem er am Schluss zwei Zeilen aus Du hast der Berliner Rocker singt. Naja. Leicht daneben diese Idee. Zum Glück muss der Frontmann jetzt zurück auf die Hauptbühne. Nochmal Vollgas, Bombast und Feuerwerk – schon schick so eine Parallelwelt.