Eine bemerkenswerte Karriere: Parallel zu seinem BWL-Studium in Hamburg hielt Timo Wopp Vorträge als Berater und arbeitete als professioneller Jongleur. Er machte sein Uni-Diplom, zog nach Berlin und wurde wegen seiner Jonglierkünste vom Cirque du Soleil in New York engagiert. Doch dann merkte Wopp, dass es ihn mehr in Richtung Kabarett und Comedy zog – und wagte den Neubeginn: „Im Cirque du Soleil aufzutreten war toll, aber nicht mehr das, was ich machen wollte“, erzählt der freundliche Mittdreißiger beim Treffen mit QIEZ in der Kaffeebar Espresso Ambulanz am Oranienburger Tor.
Seine ersten Gehversuche als Comedian machte Wopp 2008 auf der Bühne der Scheinbar in Schöneberg, einem Laden, dem er bis heute verbunden ist und den er wärmstens empfiehlt. Dort können neue wie etablierte Kabarettisten und Kleinkünstler ihre Nummern vor Publikum ausprobieren – die Regeln sind für alle gleich: Jede/r bekommt sieben Minuten. Auch Kurt Krömer oder Bodo Wartke nehmen diese Möglichkeit bis heute in Anspruch. Wopp findet, dass die Scheinbar „Gold wert“ ist – und hofft, dass es auch in Zukunft Platz für Örtlichkeiten wie diese gibt. Er denkt an geschlossene Clubs und kulturelle Institutionen: „Berlin schmückt sich sehr mit der Vielfalt. Diese wird aber nicht so gelebt, wie es marketingtechnisch vorgegeben wurde.“
Arroganter Alleswisser im Anzug
Auf der Bühne schlüpft Wopp in eine Rolle, die zwangsläufig anecken dürfte. Er ist scharfsinnig und arrogant, trägt Anzug, Krawatte und gibt seinem Publikum Lebenshilfe, weil er es eben besser weiß – egal ob es um Politik, Wirtschaft oder Erziehung geht. „Ich bin der Erfolgsmensch“, sagt Wopp, doch: „Im Verlauf des Abends scheitere ich mehr und mehr.“ Dabei zuzusehen ist äußerst amüsant, auch wenn einem manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt. Mit seinem Soloprogramm „Passion“ ist der Comedian in ganz Deutschland unterwegs – und halbjährlich in Berlin in den Wühlmäusen zu sehen. Sein ‚Heimpublikum‘ charakterisiert er als aufmerksam und anspruchsvoll: „Man hat nicht oft Abende, wo sie total aus sich rausgehen. In den Wühlmäusen hören die Leute sehr gut zu. Man muss hart für sie arbeiten.“
Vor einiger Zeit ist Timo Wopp mit seiner Familie – Frau, eine kleine Tochter – nach Mitte in die Nähe des Oranienburger Tors gezogen. Gerne wären sie in Kreuzberg geblieben, doch die jetzige Wohnung war tatsächlich günstiger als Vergleichbares im anderen Szenebezirk. Inzwischen ist die Familie auch rundum zufrieden in Mitte: Wopps Frau arbeitet dort, seine Tochter geht in die Kita. Mit dem Fahrrad sind es fünf Minuten nach Prenzlauer Berg, wo es den Kabarettisten oft hinzieht: „Ich gehe gerne in den Weinbergspark. Es gibt einen super Spielplatz und tolle Cafés in der Ecke. Ich finde es da unfassbar entspannt.“
Ein Freund des Sommers
Wopp ist auch ein Freund des Regierungsviertels, dessen Transparenz und Offenheit er schätzt, auch wenn er das Kanzleramt für drei Nummern zu groß hält. Wie so viele findet er, dass Berlin „im Winter wenig Pittoreskes hat.“ In der warmen Jahreszeit fährt er dagegen gerne raus, etwa an den Schlachtensee oder in den Treptower Park. Eigentlich ist Wopp ohnehin genügsam: „Genau wie in Oldenburg [seiner Heimatstadt, Anm. d. Red.] habe ich auch hier meine drei Läden, wo ich hingehe“, sagt er über seinen Kiez in Mitte.
Wenn es ein Steak oder Burger sein dürfen, empfiehlt er Chicago Williams BBQ in der Hannoverschen Straße. Auch der Herrenausstatter Herr von Eden in der Alten Schönhauser Straße hat es ihm angetan – für seine Auftritte kauft er allerdings anderswo ein: „Ein Anzug überlebt in meiner Show drei Monate“, erklärt Wopp. Die Haare lässt er sich in der Schwedter Straße schneiden, bei Ein Friseur. Der Name ist Programm, denn in dem kleinen Laden verrichtet immer nur ein Friseur seinen Dienst. Die Kunden können währenddessen das Treiben auf der Straße verfolgen und nehmen auf einem alten Oldtimer-Sitz Platz. Und wenn Timo Wopp neben Auftritten und Familienleben noch etwas Zeit für Kultur hat, geht er gerne in die Volksbühne, das Mehringhof-Theater, die Kinos der Yorck-Gruppe oder jene in den Hackeschen Höfen.
Weitere Infos gibt es auf Wopps Homepage.