Die ungarische Filmemacherin Anna Réka Baktay kocht am liebsten Rezepte ihrer Mutter oder Großmutter. Das ist seit jeher ihre Verbindung zur Heimat. Sie fragte sich, ob andere Migranten in Berlin wohl ähnlich denken. So entstand die Idee ein Kochbuch zu schreiben, in dem Rezepte vorgestellt werden, die ein Stück Heimatgefühl transportieren.
24 Menschen aus 21 Ländern
In Mini-Biografien werden sie vorgestellt und kochen ihre Lieblingsgerichte. Fünfzig Rezepte findest du in diesem umfangreichen und bildgewaltigen Buch. David Szauder gestaltete den Leinen-Einband, der an ein bekleckertes Geschirrtuch erinnert. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Fleck die Form Berlins hat. Der Titel ist zwar englischsprachig, aber keinen Angst: Alle Interviews und Rezepte finden sich auf Deutsch und Englisch.
Zum Durchblättern auf dem Sofa
Vom einfachen Couscous, über salziges Mousse au Chocolat, bis zum aufwändigen Sauerteigbrot ist alles dabei. Die Rezepte sind nicht nach Vor-, Haupt-, oder Nachspeise sortiert, sondern der Person zugeordnet, die portraitiert wird. So kann auf ein Dessert ein Sushi-Rezept folgen. Das Buch ist deshalb die perfekte Couch-Lektüre, zum Durchblättern und sich inspirieren lassen. Die Fotos von Anna Tihanyi schaffen Atmosphäre und sind individueller als die durchgestylten Bilder, die wir von Essenschnappschüssen auf Instagram kennen.
Mehr als nur Kochen
Kochen ist zwar das verbindende Element, aber im Vordergrund stehen die intimen Einblicke in das Denken und Leben von Migranten unterschiedlicher Herkunft, die in Berlin ein neues Zuhause gefunden haben. Alle haben ihre Komfortzone verlassen, um hier ihr Glück zu finden. Sehr berührend ist ein Porträt mit Rabbi Shlomo Afanasev, Imam Fazli Altin und dem evangelischen Pfarrer Volker Steinhoff. Gemeinsam backen sie ein geflochtenes Sabbatbrot. Was für ein schönes Symbol in politisch unruhigen Zeiten.
Das Buch gibt es im Handel oder über die Webseite von comfortzonecookbook.com. Comfort Zone – Berlin Cookbook hat 328 Seiten und kostet 35 Euro.