Doch bereits beim Ausstieg aus dem U-Bahn-Schacht am Leopoldplatz musste ich mir eingestehen: „Ganz unrecht hatte er nicht.“ Auf dem Weg zum Restaurant kam ich an zwei Alkoholiker-Gangs vorbei, auf einem Spielplatz inhalierte eine Hochschwangere genüsslich das Nikotin ihrer Zigarette, unweit davon nahmen ein paar Teenager einen kleinen Jungen in die Mangel – für meinen Geschmack etwas zu grob. Willkommen im Problemkiez.
Inmitten dieser aufgeladenen Atmosphäre schippert das Da Baffi ganz ruhig wie ein kleines Floß im rauen Meer. Besetzt von einer bunt gemischten Menge – Studenten, Künstler, Kiezbewohner; italienisch, deutsch und englisch plappernd. Vor dem Laden stehen ein paar Tische, drinnen an den Holzbänken haben größere Gruppen Platz. Alles ist sehr hübsch und mit viel Geschmack zusammengestellt. Vasen mit Wiesenblumen zieren selbst genähte Tischdecken, ein alter Stromkasten wurde zur Tafel umfunktioniert und dient den draußen Sitzenden als Speisekarte. Studiert man diese, leckt man sich bereits den Bart, getreu dem Sprichwort, nach welchem das Da Baffi benannt wurde. Und so weit hergeholt ist das mit dem Bart auch nicht, schließlich wurden in der Trattoria einst Haare geschnitten und Bärte gestutzt.
Aus Supper Club wird Restaurant
Verantwortlich für jenen Ort des guten Geschmacks sind die drei Freunde Federico Testa, Francesco Righi und Wibke Isenberg. Während die beiden Italiener bereits viel Erfahrung in der Gastronomie sammeln konnten, war die Deutsche als Designerin tätig. Seit gut einem Jahr nun beglücken sie ihre Gäste mit authentisch italienischer Küche und familiärer Gastfreundschaft. Unverkennbar: Das Da Baffi ging aus einem Supper Club hervor. Daraus ein Restaurant werden zu lassen war die richtige Entscheidung.
Der Spinatsalat mit getrockneten Tomaten und Mozarellawürfeln (7,90 Euro) war ein erfrischender Starter und genau das Richtige, um den ersten Hunger zu vertreiben und die Wartezeit auf die verspätetete Verabredung zu verkürzen. Als die endlich eingetrudelt war, standen auch schon die Tagliolini mit schwarzen Trüffeln und Parmensanbutter (11,50 Euro) auf dem Tisch. Ein wenig fettig, dafür aber mit frischen Trüffeln, die direkt von Righis Mutter aus Bologna stammen.
Als Dessert bestellten wir Tortino al ciccolato caldo con fragola (4,50 Euro). Leider mussten wir zusehen, wie unzählige Gäste vor uns in den Genuss des warmen Schokoküchleins mit flüssigem Kern und Erdbeere kamen, obgleich wir lange vor ihnen die Bestellung aufgegeben hatten. Der Service in Gestalt von Signore Testa muss uns vergessen haben. Für uns kein Grund, das Da Baffi in Zukunft links liegen zu lassen.