In den KitKatClub kommt nicht jeder. An der Tür werden die Gäste streng unter die Lupe genommen. Auch das Outfit spielt dabei eine wichtige Rolle. BesucherInnen im langweiligen Jeans-und-T-Shirt-Look können gleich wieder nach Hause gehen. „Fetisch, Lack & Leder, Uniform, Kinky, Stylish, Glitzer & Glamour, Kostüme & elegante Abendgarderobe – KEINE normale Straßenkleidung & KEINE Unterwäsche (wir sind kein Swingerclub)!“ – heißt es schon auf der Website.
Direkt hinter der Tür gibt es übrigens einen Umkleidebereich – wer sich also besonders freizügig zeigen möchte, muss so nicht schon bei minus fünf Grad in der Schlange stehen. Allerdings bedeutet viel nackte Haut nicht automatisch auch den Eintritt, erklärt Vigor Calma im Interview mit Giada. Der Club sei für diejenigen, die sich entfalten möchten und nach einem Erlebnis suchen – wer nur jemanden aufreißen wolle, sei hier nicht willkommen.
Auch drinnen gibt es feste Regeln und Umgangsformen, die auf der Website formuliert werden: „Ignorantes und ausschließlich selbstbezogenes Verhalten wird auf keinen Fall geduldet! Auch wer nicht mehr HerrIn seiner Lage ist und damit als Kommunikationspartner ausscheidet (besoffen, verpeilt, Übergriffe à la Antatschen etc.) wird gnadenlos verabschiedet!“ Damit soll eine Atmosphäre garantiert werden, in der sich alle wohl- und freifühlen können. Gegenseitiges Einverständnis ist ein Muss.
Berliner Institution der sexuellen und erotischen Fantasien
Calma selbst hatte 1994 über einen Freund von dem Club erfahren und wurde sofort neugierig, was sich im KitKat abspielt. Dessen BetreiberInnen erklären, von der Atmosphäre der Sunrise-Beach-Partys der Achtziger im indischen Goa und den sexuellen Austauschmöglichkeiten, die sie aus verschiedenen SM-Clubs kannten, beeinflusst worden zu sein. Zuerst starteten Simon Thaur und Kirsten Krüger eine Partyreihe, dann übernahmen sie den damaligen Club Turbine und tauften ihn in „KitKatClub“ um.
Weitere Stationen führten über das Metropol-Theater am Nollendorfplatz und die Malzfabrik Schöneberg schließlich an die Köpenicker Straße, direkt über den U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße, wo sich der Club heute befindet. Wer sich donnerstags dorthin begibt, findet sich allerdings im „Rock at Sage“ wieder, der letzten Veranstaltung, die vom ehemaligen Sage Club übrig geblieben ist.
In den riesigen Räumen ahnt man schon am Donnerstag, was hier von Freitag bis Sonntag los ist. Da gibt es Stangen und Käfige, breite, mit rotem Leder überzogene Sofalandschaften und die Wände sind mit erotischen Malereien verziert. Die Schwarzlichtgemälde stammen übrigens aus dem Pinsel von Vigor Calma. Er freundete sich früh mit den BesitzerInnen an, welche ihm dann anboten, den Club auf diese Art zu verschönern.
Seitdem war er, den sie „Träumer“ nennen, 18 Jahre lang fester Bestandteil des Clubs, hat sexuelle und freundschaftliche Bekanntschaften gemacht, Neues und Aufregendes ausprobiert und gesehen, die eigene und die Entwicklung anderer Gäste beobachtet – und in seinem Tagebuch aufgezeichnet. Teile davon erscheinen nun im Buch „KitKatClub Berlin“ im Verlag Giadas Erotic Stories.
Vigor Calma – „KitKatClub Berlin. Freiheit, Sex und Liebe – eine wahre Geschichte“, 184 Seiten, als E-Book für 7,99 Euro erhältlich.