2013 ist sein Jahr. Im Februar hat seine Hauptdarstellerin Paulina Garcia den Silbernen Bären der Berlinale für ihre Rolle in „Gloria“ überreicht bekommen. Im August kam „Gloria“ dann in die deutschen Kinos. Auch dieses Jahr eröffnete „Gloria“ in Kreuzberg.
Der Regisseur Sebastián Lelio hat nämlich den großen Schritt gewagt und ist Gastronom geworden. Das ist weniger abwegig als es zunächst klingt, denn Lelio verbindet Film und Küche auf zauberhafte Weise. Es ist der Name des Restaurants, der die Brücke schlägt. Eine Verbeugung vor dem Hauptcharakter seines vierten Spielfilms. Die geschiedene Gloria sucht im Film „Gloria“ nämlich mit Ende 50 nochmal die großen Gefühle: Sie kämpft gegen das zunehmende Alter und die Vereinsamung an, indem sie Bars und Restaurants nach ihrer neuen Liebe abklappert. Lelio trägt das Flair der Lokale im Film ins „Gloria“ – das Kreuzberger Restaurant – hinüber.
Brasilianische Musik und lateinamerikanisches Essen schaffen auch an Regentagen eine entspannte Atmosphäre. Stets scheint die frühere Heimat des Filmemachers, Chile, durch. Doch während im Film hauchzart der gesellschaftliche Umgang Chiles mit der Pinochet-Diktatur einen Interpretationsrahmen bildet, bleibt das Restaurant in der Görlitzer Straße 42 frei von Schattenseiten. Die Lebensfreude und kulinarische Kultur Lateinamerikas ist zu Recht der große Aufhänger im Szenekiez. Doch die ultimative Verbindung zwischen Lelios Film und Lokal steht auf der Menükarte: Selbst den Lieblingscocktail der Midfünfzigerin Gloria kann man im „Gloria“ ordern. Nur die wunderbare Chilenin Paulina Garcia wird man hier wohl seltener antreffen …
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