Noch sind Ferien, deshalb sind auch an diesem Montag gegen 13 Uhr relativ wenig Schüler und Jugendliche im Starbucks am Teltower Damm. Normalerweise beginnt um diese Uhrzeit die „Rush-Hour“ der Teenager, die das amerikanische Unternehmen bevölkern. Sie sitzen dann oft zwischen Müttern mit Kinderwagen, und die Atmosphäre ist großstädtisch und doch entspannt. Der Starbucks am Teltower Damm hat noch den Vorteil, dass man auf dem Hof draußen sitzen kann, ein kleiner Brunnen plätschert, Kinder spielen in der Buddelkiste.
Das Unternehmen geht ganz aus dem Ortsteil weg
Aber damit ist es nun vorbei, denn Starbucks schließt seine Filiale voraussichtlich schon zu Anfang August, wie der Tagesspiegel exklusiv erfuhr. Damit wird Zehlendorf wieder ein Stück „Großstadtatmosphäre“ genommen, die unter anderem Starbucks selbst erst in den Südwesten gebracht hatte. Maresa Standke, die regelmäßig mit ihren Söhnen, acht und drei Jahre, hierher kommt sagt: „Ich finde das wirklich sehr schade. Durch die Schüler und Jugendlichen ist die Atmosphäre hier einfach ein bisschen wuseliger und großstädtischer, und genau das vermisse ich manchmal in Zehlendorf, obwohl ich sehr gerne hier bin.“
Der Fokus liegt auf den hippen Kiezen
Starbucks selbst äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel so: „Wir werden unser Coffee House am Teltower Damm voraussichtlich Anfang August schließen müssen. Grundsätzlich sind wir vom Berliner Markt überzeugt und weiterhin an großartigen Standorten interessiert. Der Fokus auf Standorte in der Region wird weiter verstärkt, da wir dort sein wollen, wo unsere Gäste uns erwarten. Derzeit gibt es noch keine konkreten Pläne für weitere Standorte in Zehlendorf.“
Vor allem der Satz, dass man da sein wolle, wo die Gäste Starbucks erwarten, lässt darauf schließen, dass die immer noch eher ältere Bewohnerstruktur in dem Stadtteil offenbar nicht zur Philosophie des Unternehmens passt.
Die anderen Händler zittern
Der Eigentümer des Hauses, die Becksche Stiftung, wollte sich noch nicht öffentlich zu dem Thema äußern. Viele Händler am Teltower Damm sind in Sorge, weil einige Eigentümer die Mieten extrem erhöht haben, außerdem müssen ein paar Meter weiter von Starbucks entfernt, demnächst die Traditionsläden „Antkowiak“ und „Juwelier Weiss“ schließen, weil sie die nächste Mieterhöhung nicht mehr tragen können. Beide Unternehmen sind seit über 100 Jahren an diesem Ort.
Allerdings kommt der Teltower Damm und die anliegende Clayallee offensichtlich nicht zur Ruhe. Gerade hat der Zehlendorf Blog über den Bau des neuen Büro- und Geschäftshauses an der Clayallee neben der Kaisers-Filiale berichtet. Auch die Zehlendorfer Welle ist nach wie vor umstritten, auch wenn die Beteiligten Vermieter und Mieter noch beteuern, es sei alles auf gutem Weg. Einige Insider, die sich mit dem Immobilien-Geschäft auskennen in Zehlendorf, wissen anderes zu berichten. Demnächst wird sich die Situation für die Zehlendorfer Welle noch verschärfen, wenn an der Truman Plaza am Oskar-Helene-Heim die nächste Shopping- und Geschäftswelt samt Fitness-Studio eröffnet wird.
Der Autor ist Redakteur für besondere Aufgaben im Tagesspiegel. Der Text erscheint auf dem Zehlendorf Blog, dem Online-Magazin der Zeitung.