Zusammenzucken dürften die Baumanager der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bei dieser Nachricht: Das Palais am Festungsgraben, einen Steinwurf von der Chaos-Baustelle Staatsoper entfernt, ist baufällig. Fassade, Haustechnik, ja sogar das „Tragwerk“ – also gleichsam die Fundamente des Gebäudes – sind wohl betroffen und bedürfen einer „vertiefenden Untersuchung“. Mit einem „erheblichen Investitionsbedarf“ ist zu rechnen, falls es zu der „umfassenden Sanierung“ des Palais hinter der Neuen Wache kommt. Dies geht aus den Antworten der Senatsverwaltung für Finanzen auf eine Anfrage im Abgeordnetenhaus hervor.
Ein Baudenkmal
Nein, das Palais am Festungsgraben ist ein Baudenkmal. Johann Gottfried Donner hatte das barocke Gebäude zwischen 1751 und 1753 errichten lassen auf einem Grundstück, das König Friedrich II. von Preußen höchstselbst ihm geschenkt hatte: seinem treuen Kammerdiener. Nach Donners Tod erwarb die preußische Finanzverwaltung das Palais, noch in den 1930er Jahren diente es als Sitz des Finanzministeriums. Nach dem Krieg baute die sowjetische Militäradministration das beschädigte Palais wieder auf. Bis 1990 diente es der „Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“.
Nach der Wende übernahm das Land Berlin das Gebäude. Verwaltet wird das Baudenkmal heute von der Berliner Immobilien Management (BIM), die alle Dienstgebäude des Landes vermietet und von diesem Geld in Schuss hält. Bis zum letzten Jahr hatte unter anderem eine Veranstaltungsfirma das Palais am Festungsgraben gepachtet und dort laut Website 2000 Trauungen, Galadiners, Empfänge, Filmproduktionen und Events mit Hollywood-Stars, Bundespräsidenten und „Königlichen Gästen“ durchgeführt.
Zwei Mieter dürfen bleiben
Und nun? Die Antwort der Finanzverwaltung ist vage: Es seien „unterschiedliche Nutzungsvarianten möglich“. Bleiben dürfen zwei Mieter: das „Theater am Palais“ und das Maxim-Gorki-Theater, das hier „Nebenflächen“ nutzt. Ansonsten nennt die Verwaltung Events, Ausstellungen, Büronutzungen, Firmenrepräsentanzen als mögliche Nutzer – jeder, der will und zahlt, heißt das wohl.
Evers fordert außerdem: „Vor der schwierigen Frage der Finanzierung darf man sich nicht einfach wegducken“. Dazu schreibt die Finanzverwaltung: „Um eine größere Kostensicherheit zu erhalten, sind vertiefende Untersuchungen“ nötig – „diese laufen zurzeit“. Noch klammert man sich wohl an die Hoffnung, dass die BIM die vielen Millionen selbst aufbringt. Deshalb seien keine Gelder für die Sanierung im Haushalt eingestellt. Die BIM hatte allein schon den „Instandhaltungsrückstau“ auf fast zehn Millionen Euro beziffert – die Sanierung kommt noch mal extra dazu. Ob die BIM tatsächlich aus eigener Kraft die vielen zusätzlichen Millionen aufbringen kann, wollte sie auf Anfrage nicht verraten.