Der 1. Mai war für Lars Viehmeyer und seine Kollegen ein voller Erfolg. Die Mitarbeiter des Quartiersmanagements Mariannenplatz hatten auf dem MyFest den Räuber & Gendarm-Kinderparcours veranstaltet, eine Art Schnitzeljagd für die jungen Besucher. An acht Stationen in der Umgebung mussten die Teilnehmer Aufgaben erfüllen – eher sportliche wie einen Kaffee- und einen Fahrrad-Parcours, aber auch wissensorientierte wie das Kiezquiz. Den Kindern hat es gefallen: „Wir haben um 12 Uhr begonnen, die Karten auszugeben, zwei Stunden später waren alle weg“, erzählt Viehmeyer. Als Preise wurden 600 Räuber & Gendarm-Shirts verteilt.
Zum Mitmachen anregen – das ist auch die alltägliche Arbeit der Quartiersmanager. Im Idealfall engagieren sich viele Bewohner für das Gemeinwesen im Kiez und nehmen an Projekten teil. Das Gebiet um den Mariannenplatz ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil von Bürgern, die Transferleistungen empfangen, überdurchschnittlich viele Anwohner mit Migrationshintergrund und eine sehr junge Bevölkerung. Die Schulabbrecher-Quote ist vergleichsweise hoch, die der Gymnasiasten niedrig.
Physik in der Kita
Ein Schwerpunktthema für das örtliche Quartiersmanagement ist daher die Bildung. Kindern und Heranwachsenden sollen die Übergänge von der Kita in die Schule und später ins Berufsleben erleichtert werden. Ein beispielhaftes Projekt ist das Kinderlabor. In der e.o.plauen-Grundschule in der Wrangelstraße wurde eine Lernwerkstatt eingerichtet, in der pädagogisch geschulte Experten Kindern im Vorschulalter naturwissenschaftlich-technische Zusammenhänge näherbringen. Durch das Beobachten und Ausprobieren von Experimenten sollen der Forscherdrang der Kleinen geweckt und nebenbei auch ihre Sprachkenntnisse gefördert werden.
Die Bewohner des Kiezes können über die Durchführung von Projekten und die Verwendung der dafür benötigten Mittel mitbestimmen. In den Aktionsräten entscheiden sie über kurzfristige Projekte und Gelder bis zu 1000 Euro. Im Quartiersrat stellen sie 51 Prozent der Mitglieder und treffen in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, den Bezirken und den zuständigen Quartiersmanagern Entscheidungen über Fördergelder. Die Finanzmittel stammen aus dem Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“, das durch EU-Mittel ergänzt wird.
Gemeinsam spielen
Rund um den Mariannenplatz sind so vielfältige Projekte angestoßen worden wie der Tag des Spiels, bei dem sich Anwohner auf dem Feuerwehrbrunnenplatz öffentlich am Spielbrett gegenübersitzen, oder „Rabatz im Mariannenkiez“, ein Ferienprogramm für Kinder, bei dem diese über die einzelnen Aktionen mitbestimmen dürfen. In Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen werden Erzieher und Lehrer geschult, um mit pädagogischen Mitteln Homophobie vorzubeugen.
In der Gegend ist einiges in Bewegung gekommen. Quartiersmanager Viehmeyer mag den Mariannenkiez, hält ihn für aktiv, abwechslungsreich und angenehm. Dass es nach wie vor Probleme gibt, verschweigt er nicht und weist auf die sozialen Unterschiede in der Stadt hin. Gentrifizierung, Umzugsaufforderungen und Unsicherheit bei alteingesessenen Bewohnern sind auch in diesem Kiez keine Fremdwörter. Das Quartiersmanagement wird unterdessen weiter daran arbeiten, dass es irgendwann nicht mehr benötigt wird.