Thao und Thuy sind Imbisskinder. Ihre vietnamesischen Eltern haben China-Pfanne, Peking-Ente und Hühnchen süß-sauer verkauft, um ihre Existenz zu sichern. Aus finanzieller Not heraus mussten asiatische Gerichte viele Jahre lang „verwestlicht“ werden, damit es dem deutschen Gaumen eben schmeckt. Die Vielfalt der unterschiedlichen Länderküchen ging damit unter, auch heute noch ist Anpassung an die dominierende Kultur für marginalisierte Menschen die Norm. Thao und Thuy wollen den Spieß nun umdrehen – und servieren westliche Gerichte, die auf den asiatischen Geschmack angepasst werden. Ihre Andersartigkeit machen sie sich somit zu eigen, denn Essen ist für sie mehr als Spaß und Genuss: Essen heißt Identität.
Die beiden Inhaberinnen des im Januar eröffneten Dashi sind bei der Konzeptionierung ihres Restaurants auf den aus Japan stammenden Begriff Yōshoku gestoßen, der die Inspiration für ihre Küche bieten sollte. Yōshoku, das übersetzt einfach „westliches Essen“ heißt, bezeichnet die asiatische Interpretation ursprünglich westlicher, hauptsächlich europäischer Gerichte, die im Zuge der Öffnung Japans während der Meiji-Restoration – in etwa ab 1880 – in Japan Fuß fassen konnten. So entstand eine eigenständige Form der Fusion-Küche. Dieses Konzept soll die Geschichte ihrer Eltern ehren und die vielfältige, von der Kolonialisierung so stark geprägte Küche des asiatischen Kontinents zelebrieren. Denn im Dashi werden eben nicht nur japanisch inspirierte Gerichte gekocht, sondern es finden sich Einflüsse aus vielen asiatischen Ländern und manchmal sogar aus Portugal: Alles, was den Inhaberinnen schmeckt und auf was sie Lust haben.
Der Name Dashi heißt übersetzt nichts anderes als „Brühe“, welche die Basis für eine Vielzahl an asiatischen Speisen darstellt – und somit auch eine Hommage an die Gemeinsamkeiten der asiatischen Länderküchen ist. Auf der Karte stehen Gerichte, die für Thao und Thuy mit Nostalgie verbunden sind, wie das Chicken Congee mit Koriander, Zwiebeln und Quẩy/Youtiao, also goldbraun frittierten Teigstangen (8,50 Euro). Köstlich sind auch die Szechuan-Pommes mit einem Mayo-Dip, Szechuan-Chili und Koriander – sie schmecken zitronig-scharf und leicht prickelnd (4 Euro) sowie das Katsu Sando mit Hühnerbrust, Möhren, Shiso-Blätter, Thymian-Ponzu im Brioche-Brot (9 Euro) – dieses knusprige Sandwich ist echt unschlagbar! Du merkst: Die Speisen sind reichhaltig und gerade im kalten und tristen Februar wohltuend.
Gemütliche Holztische, Vintage-Lampen, kleine rote Hocker und ein minimalistisches Dekor schmücken den Innenraum. Hier ist das Treiben der Invalidenstraße bei einem Glas Wintermelonen-Eistee mit Grasgelee (4,50 Euro) schnell vergessen. Bei wärmeren Temperaturen solltest du auch die Melonen-Granita bestellen, mit Cocktailkirsche on top. So, der Frühling darf kommen! Noch befindet sich das Dashi in der Soft-Opening-Phase, aber schon bald wirst du hier auch am Abend köstliche Gerichte genießen können.