Schon seine Berlin-Trilogie (Low, Heroes, Lodger) lässt erahnen, wie sehr David Bowie unsere Stadt in sich aufgesogen hatte, doch erst seine spätere Hommage Where are we now zeigt, wie tief und verletzlich diese Liebe des britischen Ausnahmekünstlers wirklich war. Auf merkwürdige Weise übernehme ich die Bowie-Sicht auf Berlin gleich, als ich am Treffpunkt vor dem Martin-Gropius-Bau ankomme. Das liegt vielleicht daran, dass das ehemalige Kunstgewerbemuseum nebst Mauerresten im Video zu Where are we now 2013 eine Rolle spielt oder daran, dass davor ein Mann mit einer Umhängetasche der Hansa Tonstudios wartet und dabei ein großes Foto von David Bowie hochhält. So beginnt unsere Reise auf den Spuren eines ganz besonderen Menschen, der dieser Tage 71 Jahre alt geworden wäre und vorletztes Jahr so unerwartet von uns ging.
Eintauchen in einen Lebensabschnitt
Während der gesamten Tour habe ich das Gefühl, keiner Führung für interessierte Touristen beizuwohnen, sondern einem Berlin- und musikbegeisterten Menschen zu folgen, der uns hilft in das Leben eines der großen Veränderer dieser Welt einzutauchen und die damalige Zeit in den 1970er Jahren zu verstehen. Alle meine Begleiter sind Bowie-Fans, das wird sehr schnell klar. Es geht hier also nicht darum, von Grund auf etwas über den einflussreichsten Musiker des letzten Jahrhunderts zu erfahren, sondern darum, ihn anhand dieser bestimmten Stationen tiefergehend zu begreifen und seinen heutigen Einfluss auf die Stadt zu entdecken.
Eine bunte Mischung
Zwar ist der Bowie Walk ein Spaziergang, wichtig sind jedoch die Pausen, also die Anlaufstellen, die im Bowie-Leben von Bedeutung waren. Insgesamt sind es fünf wesentliche Etappen, auf die intensiv eingegangen werden. Und wie die Umhängetasche des Tour-Führers erahnen lässt, gehören die Hansastudios selbstverständlich dazu. Voller Begeisterung und Engagement erzählt er dort Anekdoten aus Bowies Leben und über seine Inspirationsquellen und lässt dabei seine eigene Faszination nie außen vor. Die Art und Weise seiner Ausführungen bringt die Atmosphäre auf ein familiäres und lockeres Niveau, das sich auf unsere kleine, internationale Gruppe überträgt. Seine Fragen und Witzeleien beziehen uns mit in seine Vorträge ein und es bleibt immer Platz zum Mitreden.
Von Kreuzberg bis nach Schöneberg
Durch mehrere Berliner Bezirke führt uns David Bowies Weg, wir durchleben Erfolge und Abstürze. Je länger wir unterwegs sind, desto mehr vergessen wir das Heute. Selbst ein Zugausfall, der unsere Laufzeit verlängert, stört niemanden. Wie viel wir gesehen und erfahren haben, merken wir erst, als wir zum Abschluss wieder im Warmen sitzen: Die spannende Tour voller Überraschungen findet ihr Ende bei einem Freigetränk im Café Neues Ufer, fast direkt neben Bowies einstigem Wohnort in der Hauptstraße. Kalt aber kurzweilig hat der Bowie Berlin Walk mir den Sänger ein ganzes Stück näher gebracht, ein Künstler, der so viele Menschen auch nach seinem Tod noch bewegt.
Wenn du auch Lust auf eine kleine Entdeckungsreise durch David Bowies Berliner Leben hast, findest du die Termine auf der Website zum Bowie Berlin Walk. Die Tour dauert drei bis vier Stunden und kostet 19 Euro pro Person.