Ausgerechnet Geflügelleber. Das ist eine der bleibenden Erinnerungen, die David Bowie an jene drei Jahre hat, die er einst in Berlin lebte. „Besonders gerne fuhren wir damals zum Wannsee“, erzählte er dem Tagesspiegel mal in einem langen Interview über seine Berliner Zeit, in der er zusammen mit seinem Musiker-Kumpel Iggy Pop in der Hauptstraße lebte. „Dort gab es ein Restaurant, in dem wir immer Geflügelleber und solches Zeug aßen.“
1976 bis1978 war das, eine halbe Ewigkeit her. Und trotzdem kann sich Bowie im Gespräch noch an manches Detail jener Jahre gut erinnern. Wohl, weil es eine sehr prägende Zeit war. „Es war in so vieler Hinsicht sehr befreiend für mich, in Berlin zu leben“, erzählt er. Hier versuchte er mit Hilfe von Freunden, vom Kokain wegzukommen und ein paar andere Nebenwirkungen des Superstar-Daseins zu verarbeiten, unter denen der Brite zuvor in den USA gelitten hatte.
Auch musikalisch war es eine der wichtigsten Phasen seiner Karriere: Mit „Low“, „Heroes“ und „Lodger“ nahm Bowie in Berlin drei der wichtigsten Pop-Alben der Geschichte auf. Seitdem sind jene knapp drei Jahre fester Bestandteil der West-Berlin-Mythologie. Bowies Berlin-Orte sind Standardprogramm bei Stadtführungen: die Hansa-Studios an der Köthener Straße, das Café Neues Ufer, damals Anderes Ufer, in dem Bowie Zigaretten und Kaffee frühstückte, das Mietshaus in der Hauptstraße 155.
Seine freie Zeit verbrachte Bowie oft im Brücke-Museum
Besonders habe er es damals genossen, dass die Berliner von ihm wenig Notiz nahmen, obwohl er bereits ein Weltstar war. „Ich konnte endlich mal wieder entspannen und so einfache Dinge machen, wie im Straßencafé zu sitzen, ohne dass ich auffiel“, sagt er. „Diese Anonymität hat mir damals sehr gut getan.“ Seine freie Zeit verbrachte der Kunstfan oft in den Museen der Stadt, vor allem im Brücke-Museum. Die Expressionisten gefielen ihm besonders gut, die Bilder von Otto Mueller und anderen inspirierten damals auch Bowies eigene Malerei. Und auch seine Lieder: So soll der Song „Heroes“ unter anderem durch ein Gemälde Muellers inspiriert worden sein, ebenso aber auch von Bowies Blick aus dem Studio auf die Berliner Mauer, die damals direkt vor dem Haus verlief, indem er seine Songs aufnahm.
Kontakt zu seinen Berliner Freunden von damals habe er nicht mehr, sagt Bowie. „Es ist einfach zu lange her.“ Er ist sich auch nicht sicher, ob er nach der prägenden Erfahrung jener Jahre heute nochmal für länger in der Stadt leben wolle: „Ich weiß nicht, ob das gut wäre“, sagt er. „Ich glaube, ich bin sehr eigen mit dem, was ich als mein Berlin erinnere – ich würde es vielleicht gar nicht mehr wiederfinden.“
Die Schau David Bowie des Victoria and Albert Museum London ist ab 20. Mai mit über 300 persönlichen Exponaten in Berlin zu sehen: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin, 20.05. – 10.08.2014, Tickets: Erwachsene: 14 Euro (zuzüglich 1,20 Euro VVK-Gebühren), Ermäßigt: 10 Euro (zuzüglich 1,20 Euro VVK-Gebühren), Exklusiv: 25 Euro (ohne Zeitfenster, zuzüglich 2,20 Euro VVK-Gebühren), Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren: kostenloser Eintritt, www.davidbowie-berlin.de