Kino-Premiere

David Kross: Der Berliner Weltstar hebt ab

David Kross bei der Premiere des Films "Ballon" im Zoopalast
Die Dreharbeiten begannen damit, dass Bully David Kross auf Ballonfahrt schickte...
Der Schauspieler ist ein professioneller Wanderer durch Genres und Zeiten. Durch "Ballon" hatte er nun Gelegenheit, sich mit der DDR auseinanderzusetzen. Was er dabei (über sich) gelernt hat und warum Berlin nie seine wahre Heimat wird? Ein Treffen mit dem mega-erfolgreichen David Kross…

Ausgerechnet den bodenständigen David Kross schießt Bully Herbig in den Wind? Jaja, schon gut, aber schlechte Kalauer ist der wohl bekannteste deutsche Komödienregisseur (Herbig) sicher so gewohnt wie David Kross die Fragen nach Kate Winslet. An ihrer Seite gelang dem Schauspieler als Der Vorleser 2008 der internationale Durchbruch. Und ja, er feierte seinen 18. Geburtstag mit Sex(szenen) am Set und ist dennoch nicht wirklich mit der britischen Oscarpreisträgerin Winslet befreundet.

Immer anders, immer gut

Seit damals ist viel passiert im Leben von David Kross. Er spielte für Steven Spielberg, Petter Næss, Hans Steinbichler, Stephen Hopkins und natürlich immer wieder für Detlev Buck. Schließlich war es eigentlich Herr Buck, der ihn zumindest hierzulande schon mit Knallhart groß rausbrachte… Bully Herbig musste Kross jedenfalls nicht lange zum Casting bitten. „Ich fand es toll, dass Bully nach allen Komödienerfolgen einen Thriller drehen wollte“, erklärt David Kross. Kein Wunder, der wandlungsfähige Schauspieler selbst steht für Abwechslung pur. In Ballon bringt er uns nun also jüngste Zeitgeschichte nahe. Die reale Vorlage zum Film, der Fluchtversuch der Familien Strelzyk und Wetzel, ist legendär. Mit einem selbstgenähten Heißluftballon gelang es den vier Erwachsenen und ihren insgesamt vier Kindern 1979 tatsächlich, bei Nacht aus der DDR zu entkommen. „Als ich davon das erste Mal hörte, fand ich es echt bewundernswert, dass sie sich das getraut haben“, erzählt Kross. „Vor allem auch, dass sie es schafften, die Flucht gemeinsam zu planen, obwohl man nie wissen konnte, ob jemand wirklich vertrauenswürdig war.“ Ein Leben inmitten von Spitzeln.

Flucht aus der DDR

„Ich bin ein Jahr nach dem Mauerfall geboren, ich kann mir das Angst- und Misstrauenssystem nur schwer vorstellen“, gesteht David Kross. Verwandte gab es auch nicht, die er zu Rate ziehen konnte. Aber der Schauspieler ist bekannt für seine akribische Vorbereitung. Und das sieht man auch bei diesem Film, obwohl ihm Ballon leider wenig Raum lässt für die Figurenentwicklung. Jeder Charakter ist, wie er ist. Angetrieben werden alle von dem festen Willen, die DDR zu verlassen, und dem Zeitdruck: Nachdem Strelzyks Fluchtversuch mit dem ersten (laut Wetzels Berechnungen zu klein geratenen) Ballon scheitert, kommt die Stasi den Familien auf die Spur.

David Kross näht als "Günter Wetzel" den Ballon

Für die Dreharbeiten hat David Kross extra nähen gelernt.

 

Zurück in die Gegenwart, in der David Kross den Trubel um seine Person gelassen nimmt. „Wenn das Publikum meine Filme mag, freut mich das sehr“, meint er, als wir ihn auf den immerwährenden Hype um ihn ansprechen. Nichts weiter. Und genau deswegen ist er wohl ein Star – ohne Glamour. Im Gegenteil: Der sympathische Neu-Berliner scheint nicht nur bodenständig, sondern wirklich ausgesprochen schüchtern zu sein. Ein Glück für ihn, dass man ihn auf der Straße kaum erkennt. Von seltsamen Fankontakten weiß er trotzdem zu berichten:  „Manchmal kriege ich schon sehr merkwürdige Briefe. Einer wollte, dass ich ihm getragene Socken von mir schicke“, er lacht, „das war schon wirklich schräg.“ Heiratsanträge hingegen hat David Kross noch nicht bekommen. Auch nicht im wahren Leben. Mehr gibt er von seinem Privatleben nicht preis. Das ist keine PR-Grenze, die ihm auferlegt wurde, er findet seine Projekte einfach viel erzählenswerter als seine Hobbys, seinen Alltag, seine Freunde.

Charlottenburger in Schöneberg

Das wenige, was die Öffentlichkeit von ihm weiß, ändert sich auch schnell wieder. Eine Zeitlang ging er gern joggen, nun hat er Crossfit für sich entdeckt. Er lebt in Charlottenburg, begeistert sich gerade aber mehr für Schöneberg. Als Touri-Führer für Freunde eignet er sich nicht. „Die können jederzeit kommen und auch bei mir übernachten, aber so ein richtiges Touri-Programm bekomme ich nicht zusammen“, entschuldigt er sich. „Ich bin in Berlin eindeutig ein Zugezogener“, erklärt er uns weiter, „ich fahre gern weg und komme auch gern wieder hier an. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass Berlin eine feste Heimat für mich ist.“ Das bedauern wir, aber können es auch verstehen. David Kross ist viel unterwegs und stammt aus dem kleinen Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein. Seine Familie dort besucht er gern und zwar nicht nur an Weihnachten.

Romanzen bleiben privat

Wenn er dann doch mal in der Hauptstadt ist und Zeit hat, geht er spazieren. „Ich liebe es und gerade im Herbst ist eine tolle Stimmung in der Stadt. Berlin ist wieder leerer, die Sommeranstürme der Touristen sind vorbei.“ Zu gern hätten wir noch etwas Romantisches aus dem Leben des David K. erfahren. Aber das wird wohl sein Geheimnis bleiben, sogar das Tagebuch, dass er für einen anderen Film probeweise geschrieben hat, liegt verstaubt in einer Ecke. Und vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass wir ihm jede Rolle abkaufen: David Kross ist ein Schauspieler ohne öffentliche Schlammschlachten, Homestorys und Klatschgeschichten.

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