Er steht in jedem Reiseführer und zieht Touristen in Scharen an, weil er Kunst und Kitsch, Tand und Tinnef, aber auch Schätze bietet: der Flohmarkt am Mauerpark. Doch jetzt wurde den Betreibern gekündigt – kurz vor dem zehnjährigen Bestehen des Markts. Das bestätigte die CA Immo in Frankfurt am Main, der das Gelände gehört. „Wir haben gekündigt und den Betrieb des Flohmarkts neu ausgeschrieben“, sagte Firmensprecher Markus Diekow. „Auch den jetzigen Betreiber haben wir eingeladen, sich zu bewerben.“
Richtig interessant wird es frühestens Mitte 2015, denn der Flohmarkt ist Teil der Planungen für das gesamte Mauerpark-Gelände. Wenn die Groth-Gruppe, die nördlich des Parks Wohnungen bauen will, dafür Baurecht erhalten hat, wird im Gegenzug das südliche Gelände an das Land Berlin übergeben. Das Land will dann laut Senat die Gewerbe und die Nutzung des Geländes als Flohmarkt langfristig sichern, sei es durch Erbpachtverträge oder durch langfristige Mietverträge. Da der Flohmarkt so beliebt ist, kommt sein Betrieb fast einer Lizenz zum Gelddrucken gleich – wohl dem, der einen langfristigen Vertrag bekommt. Der neue Betreiber bekommt laut Senat erst einmal nur für ein Jahr einen Vertrag.
Wie es zur Kündigung kam, darüber gehen die Aussagen auseinander. Die CA Immo hat ordentlich gekündigt und nennt keinen Grund.
Es geht auch um Gier
Mitten durchs Gelände führt die Bezirksgrenze zwischen Pankow und Mitte – früher verlief dort die Mauer zwischen Ost- und West-Berlin. Der Flohmarkt liegt auf der Seite von Mitte. Bezirksstadtrat Carsten Spallek (CDU) wünscht sich eine einheitliche Parkverwaltung, also dass sich ein Bezirk um den gesamten Park kümmert hinsichtlich Grünpflege, Müllbeseitigung, Regeln für Griller, Einsätze des Ordnungsamts. Er hat ein Konzept an seinen grünen Kollegen Jens-Holger Kirchner nach Pankow geschickt. Auch Kirchner möchte ein solches Konzept – jetzt müssen die Details verhandelt werden.
Kirchner wünscht sich außerdem bunteres Leben für den Park. Jeden Sonntag Flohmarkt und Karaoke, die restliche Woche gar nichts – das ist ihm zu wenig. Er erinnert sich an das Knaack Sommerfest im vergangenen Sommer, mit Bands wie Knorkator: „Das war wie ein Familientreffen. Da hat sich der Prenzlauer Berg den Mauerpark mal für ein Wochenende zurückgeholt.“