Die Protestwelle läuft: Auch am vergangenen Mittwoch waren die Medien zahlreich vor Ort, als sich etwa 300 Menschen vor dem beliebten Obst- und Gemüseladen Bizim Bakkal versammelten, um Solidarität mit Betreiber Ahmet Caliskan und seiner Familie zu demonstrieren. Dem alt eingesessenen Händler war zu September gekündigt worden. Die Initiative Bizim Kiez vermutet, dass der Eigentümer des Hauses die Gewerbeeinheit aufteilen und so seine Einnahmen deutlich erhöhen will.
Am Mittwoch war die Kundgebung der Bizim Kiezler erstmals angemeldet; die Polizei sperrte ein Teilstück der Wrangelstraße. Mit musikalischen Einlagen zwischen Brass Band und Hip Hop sowie Tischen mit Essen unterstrichen die Demonstranten den fröhlich-kiezigen Charakter der Veranstaltung. In der Sache wurde Klartext geredet. Ziel ist es nicht nur, die Sichtbarkeit des Protests gegen die Ladenkündigung im Stadtbild und in den Medien zu erhöhen. Die verschiedenen Redner machten deutlich, dass es außer für Bizim Bakkal auch für andere kleine Gewerbetreibende im Kiez eng wird. Außerdem sollen die Mieter von Wohnungen in der Wrangelstraße 77 Abfindungsangebote erhalten haben, um sie zum Auszug zu bewegen.
Modernisierung mit Außenfahrstühlen
Die Aktivisten versuchen nun, die entstandene Aufmerksamkeit auch auf andere Vorgänge im Kiez zu lenken. So berichtete ein Vertreter des Bündnisses gegen Zwangsräumungen von einer am Mittwoch vorerst erfolgreich verhinderten Räumung in der nahen Oppelner Straße.
Auf der Kundgebung waren auch Bewohner anderer Stadtteile vertreten: Eine Studentin aus Friedrichshain sagte zu ihrer Motivation, die Schließung kleiner Kiezgeschäfte sei nicht nur in Kreuzberg ein Problem. Für die Initiative Bizim Kiez geht es in den nächsten Wochen darum, nicht nur das Interesse der unmittelbaren Nachbarn langfristig zu erhalten.