WM-Party

Fanmeile - Drumherum und mittendrin!

Mareike, Joachim, Anne und Theresa sind extra auch Vechta angereist. Ein Urlaubstag muss für die WM-Feier in Berlin dran glauben.
Mareike, Joachim, Anne und Theresa sind extra auch Vechta angereist. Ein Urlaubstag muss für die WM-Feier in Berlin dran glauben. Zur Foto-Galerie
Brandenburger Tor - Als wir uns aus Neukölln gegen 10 Uhr auf den Weg machen, hat die Fanmeile ihre Pforten schon lange geöffnet. Egal, wir fahren trotzdem hin und gucken, wie weit wir kommen. Vor dem abgesperrten Areal - also in der Fanmeile rund um die Fanmeile -  treffen wir dann Weitangereiste und schaffen es schließlich doch noch rein. An vorderster Front hat es sich seit einigen Stunden QIEZ-Redakteur Robin gemütlich gemacht - auch er berichtet. Hier unsere Impressionen.

Das Experiment startet um 10:10 Uhr – also so ziemlich zeitgleich mit der Landung der Nationalelf in Tegel – an der Karl-Marx-Straße: Wie spät kann man sich auf den Weg machen, und trotzdem noch live beim Empfang der deutschen Mannschaft am Brandenburger Tor dabei sein? Hier ist jedenfalls noch nichts zu sehen von Fans in Deutschland-Kluft. Entweder, wir sind noch zu weit weg, oder die Massen sind schon da. Um 10:25 Uhr wird am S-Bahnhof Yorckstraße klar: Die Massen sind schon da. Fanmeile von der Polizei gesperrt, die Haltestelle Brandenburger Tor wird nicht mehr bedient – so eine Lautsprecherdurchsage.

Also, raus am Potsdamer Platz, den Deutschlandtrikots hinterher. Und dann sind sie da, die ersten Barrikaden. Nix geht mehr. Hinter einer Absperrung werden Luftballons – in Schwarz-Rot-Gold selbstverständlich – als kleiner Trost für den Moment mit Helium gefüllt. Ein Stück weiter Richtung Tierpark stehen Anne, Theresa, Joachim und Mareike. Ratlosigkeit in den Gesichtern. Die vier sind extra aus Vechta angereist, über vier Stunden Autofahrt liegen hinter ihnen, und nun stehen sie vor verschlossenen Toren.

Boateng ist stolz, Berliner zu sein

Die gute Laune lassen sie sich trotzdem nicht verderben, ein neuer Plan steht bereits: Nun wollen sie herausfinden, welche Route der Bus nimmt, um doch noch einen Blick aus nächster Nähe auf die WM-Stars werfen zu können. Es geht weiter, an den Absperrungen vorbei, einmal durch den Tiergarten. Vor dem Zugang zur Straße des 17. Juni, die Siegessäule im Rücken, hat sie sich dann plötzlich gebildet: die Fanmeile vor der Fanmeile.

Radu und Adina
Vor den Barrikaden sammeln sich Hunderte, Kinder sitzen auf Stromkästen und blicken Richtung Brandenburger Tor. Auch Radu und Adina sind gekommen. Aus Rumänien. Okay, sie sind nicht extra für die WM-Feier angereist, geben die beiden mit einem Augenzwinkern zu. Der Urlaub war schon gebucht, bevor klar wurde, dass hier heute mit ganz Berlin und tausenden Gästen aus der ganzen Republik gefeiert wird. Ob sie einen Lieblingsspieler haben? Alle sind gut, meint Radu. Aber Müller, Schweini und Poldi mag er besonders.

Plötzlich kommt Bewegung in die Massen: Tatsächlich, die Pforten haben sich geöffnet. Immerhin bis zu einem großen Bildschirm kann man noch problemlos vorlaufen. DJ Ötzi und die Höhner heizen der Menge ein. Zwischendurch gibt es immer wieder Bilder vom Bus, der im Schneckentempo die Strecke abfährt. Als die Siegermaschine der Lufthansa eine tiefe Ehrenrunde über den Köpfen der Fans dreht, wird laut gejubelt, Fotos werden geschossen wie verrückt. Kurz bevor es für die Spieler auf die Bühne geht, stellt sich unser Wowi noch als Oberfuchs heraus: Neben dem Gästebuch der Stadt Berlin positioniert, hält er den unterschreibenden Spielern offenbar einen privaten Zettel hin, denn wenn man schon mal dabei ist, kann man auch doppelt unterschreiben. Tja, hier in Berlin weiß man eben, wie der Hase läuft!

Schlaaaand!
Und dann, dann ist er endlich da, der Moment: Als die Goldjungs die Bühne betreten, gibt es kein Halten mehr: Toni Kroos stimmt eine Hymne auf WM-Rekordtorschütze Miro Klose an und Julian Draxler grölt: „Großkreutz, rück den Döner raus“ – und spielt damit auf den Dönerwurf von Kevin Großkreutz in Köln an. Jérôme Boateng lässt die Massen wissen: „Ich bin stolz, ein Berliner zu sein.“

Vor dem Brandenburger Tor

Weiter vorne, etwa 50 Meter von der Bühne entfernt, steht QIEZ-Reporter Robin. In den letzten fünf Stunden hat er einiges gesehen und gehört: Soundchecks, Kalauer des Einpeitschers und den Flieger mit der Mannschaft, der gegen 10 Uhr über seinen Kopf donnerte. Hier herrscht ein dichteres Gedränge als an der Siegessäule. Ein Toilettengang ist schon seit Stunden nicht mehr möglich. Der hart erkämpfte Platz wäre dahin.

Der Bus mit den Weltmeistern steckt derweil am Hauptbahnhof fest, die Menschenmassen haben ihn fest in der Hand. Auf der Fanmeile werden die Fans ungeduldig. “Wir wolln die Mannschaft sehn“ skandieren sie und lassen ein paar “Schlands“ folgen. Ein junger Mann mit Podolski-Trikot hat eine Ampel erklommen und lässt sich von den Menschen dafür feiern. Doch die Freude währt nur kurz. Unter vehementem Protest der Zuschauer entfernen ihn die Ordner von seinem Logenplatz.

Der Weltmeister-Flieger über dem Brandenburger Tor

Um die Menge bei Laune zu halten, folgen nun Auftritte von den Höhnern und DJ Ötzi. Während die Kölschen Jungs die Zuschauer dazu auffordern, richtig laut zu werden, bejubelt der Österreicher die deutsche Elf und gibt die neueste Version seines “Sterns“, der mittlerweile Joachim Löws Namen trägt, zum Besten. Inzwischen ist auch die Sonne durch die Wolken gebrochen. Es ist heiß. Es stinkt. Nach Schweiß, Bier und verbrannten Würsten. Ordner entleeren Wasserflaschen über den wartenden Fans. Sie reagieren verzückt.

Dann eine Durchsage des Moderators: “Der Bus muss nur noch einmal um die Ecke biegen, dann sind die Jungs da.“ Grenzenloser Jubel. Aber es war zu voreilig. Denn auch wenn der Party-Doppeldecker wenige Minuten später auf der anderen Seite des Brandenburger Tors parkt und die WM-Helden aussteigen dürfen, dauert es noch eine gefühlte Ewigkeit, bis sie die grüne Bühne in Richtung Siegessäule betreten. Es folgen Snacks, Drinks, ein paar Schwätzchen und der Eintrag ins Gästebuch der Stadt Berlin.

Ein Traum wird wahr

Kurz vor 13 Uhr ist es endlich soweit: Der Trainerstab um Joachim Löw betritt die Fanmeile. Der Vater des Erfolgs schreitet voran, der Jubel kennt keine Grenzen. Die Berliner, die Deutschen, die ganze Welt weiß, wer diesen Triumph ermöglicht hat. Jogi-Jogi-Schreie lassen die Luft vibrieren und der Bundestrainer dankt:  “Ihr seid alle Weltmeister!“ ruft den hunderttausenden Schlachtenbummlern zu, die aus ganz Deutschland angereist sind und stundenlang tapfer auf ihre Helden gewartet haben. Ein kleiner Junge kann kaum noch die Augen offen halten. Erschöpft sitzt er auf Papas Schultern und lässt seine Wange auf den Hinterkopf des Vaters fallen. Doch das Warten hat sich gelohnt. Noch einmal wird das Deutschland-Fähnchen geschwenkt, die Mannschaft kommt.

Erik Durm stemmt den goldenen Pokal.

In Grüppchen, getrennt nach den Campo Bahia-WGs, schreitet der Weltmeister durch das Brandenburger Tor. Alle werden bejubelt und besungen, aber einen scheinen die Fans ganz besonders ins Herz geschlossen zu haben: Mario Götze, den Schützen des Siegtors, das mittlerweile 37 Stunden zurückliegt. Als Kapitän Philipp Lahm den WM-Pokal gegen 13.10 Uhr in die Berliner Luft stemmt, brechen auf der Straße des 17. Juni endgültig alle Dämme. Erstmals in der Geschichte feiert eine deutsche Fußballnationalmannschaft den Gewinn einer Weltmeisterschaft in der wiedervereinigten Hauptstadt Berlin. Das, was vor einem viertel Jahrhundert niemand für möglich gehalten hätte und was vor acht Jahren knapp verpasst wurde, eine Siegesfeier vor dem Brandenburger Tor, wird an diesem 15. Juli 2014 endlich Wirklichkeit.


Alle Eindrücke von der Fanmeile gibt’s in unserer Bildergalerie. Klickt euch durch!

Foto Galerie

Brandenburger Tor, Pariser Platz, 10117 Berlin

Das Brandenburger Tor wird alljährlich anlässlich des Festivals of Lights farbenfroh illuminiert.

Das Brandenburger Tor wird alljährlich anlässlich des Festivals of Lights farbenfroh illuminiert.

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