An einem Dienstagmittag im August drängen sich an die 100 Menschen vor einem unscheinbaren, eingerüsteten Haus am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg. Normalerweise kommen hier nur Autofahrer und eifrige Besucher des nahen Technikmuseums häufiger vorbei, doch an diesem Tag steht das Haus mit der Nummer 32 im Mittelpunkt des Interesses. Grund ist sein ehemaliger Bewohner: Rio Reiser, Sänger und Gründungsmitglied der Rockband Ton Steine Scherben, lebte von 1971 bis 1975 mit seiner Band in dem Haus. Darüber hinaus gewährte er hier auch Obdachlosen Unterschlupf.
Porzellan für den Scherben-Sänger
Die neue Kulturstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Jana Borkamp (Grüne), fragte sich stellvertretend für wohl einige der Anwesenden, was Reiser von einer Gedenktafel aus Porzellan gehalten hätte. Auf die nun angebrachte Version hatte man sich mit dem Hausbesitzer geeinigt. Die Tafel entspricht von der Gestaltung her jenen, die in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission zu Berlin im Gedenken an andere berühmte Berliner in der ganzen Stadt verteilt sind. In eine Reihe mit Persönlichkeiten von Hannah Arendt bis Conrad Zuse gestellt zu werden, hätte ihm vielleicht doch gefallen, mutmaßte Borkamp.