Lichterfelde bot im Laufe der Zeit vielen Prominenten eine Heimat: Wissenschaftlern und Pädagogen, vielen Künstlern und Schauspielern sowie etlichen ranghohen Militärvertretern. Der Autor Harry Balkow-Gölitzer hat nun das Buch „Prominente in Berlin-Lichterfelde und ihre Geschichten“ herausgebracht. Darin fasst er auf 309 Seiten die bekanntesten Persönlichkeiten, die in Lichterfelde gelebt haben, zusammen und informiert über ihr Leben. QIEZ stellt fünf der interessantesten Lichterfelder kurz vor.
Theodor Heuss (wohnte in der Kamillenstraße 3)
Heuss, erster deutscher Bundespräsident, lebte einige Jahre in Lichterfelde. Oft war er jedoch auf Dienstreisen. So besuchte er 1956 Griechenland, ein Jahr später Vatikanstadt und 1958 für zwei Wochen die USA. Neben seinem Amt als Bundespräsident nahm er 1952 das Protektorat über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) an und brachte damit nicht nur als Staatsmann, sondern auch als Privatperson seine Verbundenheit mit dem Wald zum Ausdruck. Er setzte sich für den Umweltschutz ein und pflanzte mit der SDW Bäume in Steglitz.
Otto Lilienthal (wohnte in der Boothstraße 17)
1885 erwarb Lilienthal das 2500 Quadratmeter große Grundstück in der Boothstraße 17. Gemeinsam mit dem Architekten W. Ernst baute er ein Landhaus mit fünf Zimmern, Küche und Veranda. Im Haus integriert war eine Werkstatt, in dem der Flugpionier und Ingenieur an neuen Erfindungen feilen konnte. Anfang der 1970er wurde das Haus abgerissen und durch ein mehrstöckiges Alten- und Pflegeheim ersetzt.
Karl Liebknecht (wohnte in der Hortensienstraße 14)
Liebknecht war eine der treibenden revolutionären Kräfte vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Ab 1912 war er Mitglied des Reichstags und lehnte 1914 als einziger Abgeordneter die Kriegskredite ab. 1916 wurde Liebknecht nach einer Antikriegsdemonstration wegen Hochverrats zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, aus dem er aber frühzeitig entlassen wurde. Am 9.11.1918 proklamierte er in Berlin erfolglos die „Freie sozialistische Republik“. Liebknecht wurde am 15. Januar 1919 zusammen mit Rosa Luxemburg nach der Teilnahme am Januar-Aufstand von Freikorpsoffizieren ermordet.
Hans Rosenthal (wohnte am Augustaplatz 4b)
Die Lichterfelderin Gudrun Wiedemann erinnert sich im Buch: „Rosenthal? Den habe ich hier schon mal gesehen. Ich habe ihn gegrüßt und er hat ganz freundlich zurückgegrüßt, aber ich habe mich nicht getraut, ihn anzusprechen“. Der Jude Hans Rosenthal, vor allem bekannt geworden als Moderator der ZDF-Sendung Dalli Dalli, wuchs in Prenzlauer Berg auf und versteckte sich ab 1943 bis Kriegsende in einer Lichtenberger Kleingartenanlage. Nach einer Ausbildung beim Berliner Rundfunk zog Rosenthal nach Lichterfelde und richtete es sich zusammen mit seiner Ehefrau Traudl und seinen zwei Kindern gemütlich ein.
Heinz Ullstein (wohnte im Patschkauer Weg 56)
Der Großvater von Heinz Ullstein, Leopold Ullstein, gründete 1877 den Ullstein Verlag. Dieser wurde 1934 von den Nationalsozialisten enteignet und kam erst 1952 wieder in den Besitz der Familie. Bevor Heinz Ullstein Chef des Verlags wurde, drehte er drei Filme. 1917 produzierte er „Das Geheimnis der Flickenkiste“, spielte 1920 in „Menschen im Rausch“ mit und führte 1922 bei dem Film „Die Dame und ihr Friseur“ Regie. 1968 bekam Ullstein das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Ullstein starb 1973 im Alter von 81 Jahren in Berlin.
Das Buch „Prominente in Berlin-Lichterfelde – und ihre Geschichten“ ist im Bebra Verlag erschienen und kostet 19.90 Euro.
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