Matthias Maus: „Vom Herzen ja. Vom Herzen bin ich Italiener und Berliner. Ich wollte schon immer nach Berlin. Am Anfang war es mir unheimlich, weil sich alle nach der Grenzöffnung auf den Luxus gestürzt haben. Das waren teilweise unschöne Szenen, die mich vorerst abgeschreckt haben.“
Es ist kein Geheimnis, dass du auf Männer stehst, oder?
M.M.: „Das ist kein Geheimnis, aber ich finde auch Frauen toll, es kommt immer darauf an für was.“
Ist Berlin das Mekka für die Schwulenszene?
M.M.: „Ich selber kann dazu nicht viel sagen, denn ich persönlich gehe in Berlin nicht schwul aus. Berlin steht für mich ultimativ für Freiheit! Für mich gibt es auf der ganzen Welt keine vergleichbare Stadt, in der man so entspannt seine Freiheit ausleben kann. Man kann seinem Rhythmus frönen, man kann alles tun, was man will und man kann alles lassen, was man will.“
Du bezeichnest dich als Modevisionär? Was trägt deine Vision Frau/Mann?
M.M.: „Meine Vision beschränkt sich nicht auf das Geschlecht, deswegen mache ich gerne Unisex. Trete aber immer mit dem Hintergedanken an, den Mann als Lustobjekt zu emanzipieren. Und zwar nicht mit dem schwulen Hintergedanken, sondern Frauen sollen Männer genauso toll und erotisch finden, wie Männer Männer.“
Das Thema Ehrenmorde an Männern liegt dir sehr am Herzen?
M.M.: „Ja. Ich möchte das Thema erst mal publik machen, damit jeder weiß, dass 30 Prozent aller Ehrenmorde an Männern verübt werden und dass es dafür keine Anlaufstelle gibt. Männermorde werden verübt an Leuten, die sich selbst weigern, Vollstreckungen an weiblichen Familienmitgliedern vorzunehmen oder die eben andersfühlend sind. An Männern, die Gefühle zu gleichgeschlechtlichen haben oder die eher weibliche Attribute nach außen tragen. Diese Bandbreite ist naturgegeben, die gibt es immer. Ich möchte dafür werben, dass Gelder bereitgestellt und dadurch Stiftungen gegründet werden können. Dafür versuche ich das Bewusstsein und Interesse der Menschen zu wecken.“
M.M.: „Indem ich meine Männer mit Attributen ausstatte, die Frauen vorbehalten sind. Ich schmücke primäre Geschlechtsmerkmale mit Glitzer und Perlen. Ich lasse Meerjungmänner anstelle von Meerjungfrauen auftreten. Ich nenne das Horizontöffnung.“
Sollen jetzt Männer in Meerjungfrauenkostümen rumlaufen?
M.M.: „Nein, es geht darum, das Bewusstsein zu wecken. Aufklärung ist das Wichtigste, denn es gibt extremen Handlungsbedarf an unbewussten Leuten. Aufklären kann man am besten, wenn man Aufmerksamkeit erregt und dadurch im Gedächtnis bleibt. Das ist meine Strategie. Genau dort kommen die Meerjungmänner ins Spiel, sie sind Aufhänger, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Außerdem geht es um die Emanzipation, um das Selbstverständlichwerden, um Toleranz und Offenheit. Es soll eine Plattform für die darstellen, die unterdrückt werden und nicht ihre Neigungen leben können. Und genau dort ist der Bedarf.“
Die Leute trauen sich nicht, so zu sein, wie sie sein möchten …
M.M:: „Ja, aber warum? Weil es eben die großen unbewussten Massen gibt, die intolerant sind. Intoleranz und Unbewusstsein sind große Gewalten.“
Dieser Artikel wurde uns zur Verfügung gestellt von AusserGewöhnlich Berlin: www.aussergewoehnlich-berlin.de