Die geplanten Maßnahmen zu Erhalt und Förderung des Berliner Tierparks sollen endlich umgesetzt werden. „Seit anderthalb Jahren ist bei der Umsetzung nichts Bahnbrechendes passiert, und die Zeit tickt“, so die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling.
Nicht nur die Zeit für den bis 2020 gültigen Masterplan werde knapp. Das Land Berlin müsse endlich dafür sorgen, dass auch eine fachliche Aufsicht über die beiden großen Tiergärten der Stadt vom Staat ausgehe. Aus dem Senat flössen jährlich Millionen Euro Steuergelder an Zoo und Tierpark. Der Einsatz dieser Summen müsse besser kontrolliert werden, so die tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen.
Dieses Vorgehen sei in anderen Städten an der Tagesordnung. Zwar ist im Berliner Zooaufsichtsrat ein Wissenschaftler vertreten, doch alle anderen Mitglieder sind, laut Angaben der Grünen-Politikerin, keine biologischen Experten. Hämmerling will sich in diesem Zusammenhang an den Rechnungshof wenden.
Finanzielle Unterstützung
Im Haushalt 2013 sind für den Tierpark zusätzliche 200.000 Euro vorgesehen, bestätigte Daniel Buchholz (SPD) am Sonntag auf Anfrage des Berliner Tagesspiegels. Mit dem Geld sollten der Masterplan 2020 weiterentwickelt und Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung ausgearbeitet werden. Die Mittel für den bisher nur auf dem Papier existierenden Finanzierungsplan wurden darüber hinaus nun für die Jahre 2013 bis 2017 zugesagt.
Insgesamt betrage die notwendige Summe für den Masterplan „2020+“ 80 Millionen Euro. Im Herbst wollen die Vorstände Gabriele Thöne (Tierpark Berlin) und Bernhard Blaszkiewitz (Zoo Berlin) die notwendigen Investitionsschritte im Senat vorstellen, so Claudia Bienek, Sprecherin von Zoo und Tierpark.
Jochen Esser von den Grünen fordert weitreichende Maßnahmen: „Wir brauchen endlich auch eine inhaltliche Debatte im Parlament, wie Berlin sich die Zukunft des Sorgenkindes Tierpark vorstellt.“ Der mit 160 Hektar größte Tierpark Europas habe viel Potenzial – welches allerdings noch besser genutzt werden müsse.
Rocky-Mountains- oder Südostasienanlage?
Der Masterplan soll dem Tierpark bei der Steigerung der Eigeneinnahmen helfen. Darin werden ein 10 Millionen Euro teures Südostasienhaus mit Menschenaffen, aber auch eine Rocky-Mountains-Landschaft mit Fahrgeschäften zum gleichen Preis als Investitionsmaßnahmen vorgeschlagen. Auch ein Storchendorf soll den Tierpark zu einem Ausflugsziel für die ganze Familie machen. Hier könnten Kinder durch Bäume klettern, Tiere pflegen und an naturpädagogischen Angeboten teilnehmen.
Auch ein Galapagos-Eingangsbereich mit computeranimierten Informationen zur Entwicklung des Lebens oder ein neues Bärenfenster stehen zur Debatte. Welche Vorhaben Priorität haben, soll vom Land geprüft werden.
In den vergangenen zehn Jahren wurden die Zuschüsse für den Tierpark um die Hälfte auf 6,2 Millionen Euro reduziert. Der Zoo erhält seit 2012 keine staatlichen Gelder mehr. Anders als der Tierpark kann er sich über seine zahlreichen Besucher finanzieren. Die Einrichtung im Osten der Stadt kann zwar mit steigenden Zahlen aufwarten, doch noch immer finden zu wenige Touristen den Weg nach Friedrichsfelde. Die weitläufige Anlage und das kulturelle Angebot können dieses Defizit nur schwer wettmachen.
Unternehmen als Geldgeber
Mit Hilfe von privaten Investoren wollen Zoo und Tierpark den Masterplan Realität werden lassen. Bisher sind Unternehmen wie Volvo oder die BVG als Unterstützer aktiv geworden. Der Autokonzern organisierte einen Laufwettbewerb, die Verkehrsgesellschaft ein Programm für Kinder. Auch die Zoo-Uni der Gasag und die Maßnahmen der HoWoGe für den Tierpark seien gern gesehen, so ein Sprecher der Fördergemeinschaft Zoo und Tierpark. Mit verschiedenen Modellen will man weitere Sponsoren für die geplanten Ausbauten gewinnen.
Für die „Täglich wilde Szenen“-Kampagne des Zoos wurde dieser kürzlich mit dem „M-Berlin Marketing Award 2012“ belohnt, so Sprecherin Bienek. Mit der Werbeaktion sollen mehr Jahres- und Babykarten verkauft und die Besucher an die drei Tiergärten der Hauptstadt gebunden werden.
Grünen-Politiker Esser kritisiert das Vorgehen der Berliner Regierung: „Der Senat behandelt zwei vergleichbare Einrichtungen völlig unterschiedlich.“ Die Bäderbetriebe würden hohe Zuschüsse erhalten, während der Tierpark um jeden Euro ringen müsse – und dass, obwohl er dem Land gehöre. Dank der verstorbenen Liebhaberin Coris Webb erhält immerhin das Eisbärengehege im Tierpark derzeit für 110.000 Euro neue Fenster und eine Rampe. Auch das Raubtierhaus wird dieser Tage saniert.