Die Frühlingsluft genießen („das blaue Band“ – Sie haben es soeben in unserem frühlingshaften Stimmungsbild flattern sehen), eine Verheißung von Urlaub spüren, sich ein wenig wie in Venedig fühlen – das war einmal.
Jetzt ist sie einfach nur ein Transportmittel, praktisch, spartanisch, sauber (das schon), auch größer (was sicher so manchem zugute kommen mag) und schnell. Klingt eigentlich gut, nicht wahr?
Aber wo, fragen wir Sie, bleibt die frühere Romantik, das Gefühl, dass wir für 20 Minuten dem Alltag entkommen sind, dass wir für 20 Minuten ein klein wenig frei sein können? Was ist mit dem unverstellten Blick und der Vorstellung, in Venedig in einem der Vaporetti zu sitzen – und nicht in Berlin auf dem Weg ins Büro.
Was passiert ist? Die BVG hat entschieden, dass ein Sonnendeck völlig überflüssig ist. Also keine Möglichkeit mehr, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, die Wellen zu betrachten, die Gischt zu spüren. Die Fenster lassen sich auch nicht öffnen – dafür gibt es eine Klimaanlage – welch ein Ersatz?! Und Haltestangen wie im BVG-Bus, Linoleumboden und den Geruch desselbigen. Man stelle sich vor: eine Fähre und Linoleum!
Vorbei – traurig und unnötig. Meinen wir! Denn gerade die F10 hätte es verdient, besonders „gehätschelt“ zu werden. Immerhin gibt es diese Strecke Kladow-Wannsee seit 1949 (!) und seit 1991 trägt sie diesen Namen F10. Jetzt ist es eben nur die MS Wannsee.
Dass die Elektrifizierung der Fähren insgesamt bislang ein Reinfall ist, sei nur noch als Aperçu angemerkt.
Dieser Text wurde uns zur Verfügung gestellt vom Blog Berlin ab 50, einem von fünf Berlinerinnen initiierten Portal für die Generation der Best Ager – und alle anderen interessierten Leser und Schreiber.